4. Sonntag in der Osterzeit 8.05.2022 Lesejahr C

 

„Meine Schafe hören auf meine Stimme; und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben.“ Joh 10, 27

„Der Pfarrer von Ars schenkte jedermann Gehör. Er hatte für alle ein liebevolles, stets den verschiedenen Fällen angemessenes Wort, eine klare und entschlossene Antwort, welche immer das Richtige traf.“ °

„Höre, Israel, die Gesetze und Rechtsentscheide, die ich euch heute vortrage“

(Dtn 5,1), sind die ersten Worte Mose an das Volk Israel, um ihnen den Bund zu verkünden, den Gott mit ihnen am Berg Horeb geschlossen hat.

„Ach, würdet ihr doch heute auf seine Stimme hören“ (Ps 95,7), betet die Kirche jeden Morgen im Invitatorium.

„Höre, Israel! Jahwe, unser Gott Jahwe ist einzig“  (Dtn 6,4), gehört zum Nachtgebet der Kirche.

Die Einladung zum Hören auf den Herrn durchzieht also den ganzen Tag, das ganze Leben. Aber hören wir wirklich unter den verschiedenen Stimmen im Laufe eines Tages die Stimme des Herrn heraus?

Oftmals mischt sich Vieles, was nicht vom Herrn ist, darunter und verdrängt leider auch Sein Wort. Schmerzliche Entwicklungen im eigenen Leben wie auch im Leben der Kirche resultieren hieraus, wie uns gerade in der jetzigen Zeit allzu deutlich vor Augen geführt wird.

Wir müssen also unbedingt wieder hören lernen, um Seine Stimme von anderen Stimmen unterscheiden zu können.

Der 4. Sonntag in der Osterzeit wird auch als Sonntag des Guten Hirten gefeiert. Das Hören auf den Guten Hirten ist Grundbedingung zu Seiner Nachfolge.

Der Pfarrer von Ars konnte auf den Herrn hören und von dort her auch den Menschen zuhören und ihnen raten.

Ein Seelsorger, der in einer äußerst schwierigen Angelegenheit den Pfarrer von Ars um Rat fragte, erhielt eine  klare und richtige Antwort, sodass er dachte, es habe ihm jemand diesen Rat gegeben. Er konnte es sich nicht versagen zu fragen: „Herr Pfarrer, wo haben Sie Ihre Vorlesung in der Theologie gehört!?“ Der Pfarrer von Ars wies ihn auf seinen Knieschemel hin. °

Es geht also nicht zuerst um das Hören der Worte mit den Ohren, sondern um ein Hören mit dem Herzen in einer immer innigeren  Beziehung zum Herrn in Anbetung und Hingabe.

Schauen wir nicht in den oft leeren Kirchen auf andere, sondern nur auf uns selbst und teilen wir den Knieschemel mit dem Pfarrer von Ars, um die Stimme des Herrn zu hören. Für die Werke des Herrn reichen nur wenige Menschen aus, die sich Ihm überlassen, wie die Geschichte der Kirche von Anfang an bis heute gezeigt hat. Lassen wir uns nicht von Mutlosigkeit herabziehen, sondern bleiben wir vertrauensvoll in der Anbetung vor dem Herrn. Er wird auch uns das Ohr des Herzens öffnen, damit wir Seine Stimme hören. So können auch andere durch uns auf den Guten Hirten hören und Ihm folgen.
13.04.2022 ih

Aus: °Der selige Johann Maria Vianney Pfarrer von Ars, aus der im Auftrage des Postulators der Seligsprechung veröffentlichten italienischen Ausgabe, übersetzt von einem Priester der Diözese Regensburg, 1906,S. 103

°² ebenda, S.103