4. Sonntag im Jahreskreis 30.01.2022 Lesejahr C

„Alle stimmten ihm zu; sie staunten über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde hervorgingen, und sagten: Ist das nicht Josefs Sohn? Da entgegnete er ihnen: Sicher werdet ihr mir das Sprichwort vorhalten: Arzt, heile dich selbst!“ Lk4,22f

„Ich bin um seine Gesundheit nicht bekümmert;“ sagte der Arzt, „die bringt ein Anderer wieder, als ich, und wenn ich nichts mehr kann, so kann der Andere noch. Im Augenblicke, wo es scheint, dass er uns entschlüpfen will, kommt er plötzlich wieder zu sich, wie durch den Zauber neuer Kräfte.“ °

Nach 40 Tagen in der Wüste zur Vorbereitung auf das öffentliche Wirken beginnt Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, Seine Verkündigung in Galiläa und so auch in Seiner Heimatstadt Nazaret. Alle staunen über Seine Worte der Gnade und stoßen sich gleichzeitig an Ihm. Sie kennen Ihn doch, Josefs Sohn, einer von ihnen, mehr nicht.

           Mit dem Sprichwort: Arzt, heile dich selbst! konfrontiert sie der Herr mit der Blindheit ihrer Augen, der Verhärtung ihrer Herzen, um ihnen zu helfen, sich der unvorstellbaren großen Gnade des neuen Lebens im Herrn zu öffnen. Aber dann müssten sie auf die Worte Jesu hören. Sie spüren, dass sich dadurch alles verändern würde. Das ist einfach zu viel. Da ist es doch viel leichter, Ihn gemeinschaftlich abzulehnen.

„Rette dich selbst und steig herab vom Kreuz!“ (Mk 15,30) Diese Verhöhnung des sterbenden Herrn am Kreuz wird hier bereits angedeutet.

Nein, sie wollen in ihrem Leben, ihren Erwartungen an den Messias nicht gestört werden.

Aber Jesus Christus vollbringt nicht mit Magie Wunder und Zeichen, sondern schenkt diese abhängig von der Bereitschaft und Offenheit der Menschen und verrät den Auftrag des Vaters auch nicht bei Spott, Hohn und Ablehnung. So offenbart Er das Geheimnis des Dreifaltigen Gottes: der Sohn empfängt sich vom Vater in der Kraft des Heiligen Geistes. So kann auch unser Leben, unsere Heilung nur empfangen werden, letztendlich aber nicht selbst erwirkt werden.

Im Mai 1853 wurde der Pfarrer von Ars aufgrund seines schonungslosen Dienstes für die Gläubigen in Verbindung mit Fasten, schlaflosen Nächten schwer krank, sodass die ganze Gemeinde seinen Tod befürchtete.  Es gibt viele Briefe aus dieser Zeit, in denen die Angst und Ratlosigkeit der Menschen ersichtlich wird, falls er sterben sollte.

Lediglich das Zeugnis seines behandelnden Arztes zeigt, dass unser Leben zutiefst immer von Gott abhängt, vom Anderen, wie er sagt, selbst dann, wenn der Arzt alles nur Erdenkliche für seinen Patienten tut.

Auch der Pfarrer von Ars war von dieser Wahrheit tief durchdrungen. Seine Genesung trat ein, als auf seinen Wunsch hin ein Priester die heilige Messe zu Ehren der hl. Philomena feierte. Alle waren überzeugt, dass seine Genesung ein Wunder der göttlichen Güte war.

Öffnen wir unsere Herzen immer wieder neu für die Wegweisungen, Impulse des Herrn, die wir durch Menschen, Situationen oder in der Stille des Gebetes erfahren, damit  wir noch tiefer eintauchen können in den Willen des Vaters, in die Fülle des Lebens, zusammen mit unserem Herrn Jesus Christus an der Hand unseres Pfarrers von Ars.
7.01.2022 ih

° Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, 1. Bd. S.356