30. Sonntag im Jahreskreis 23.10.2022 Lesejahr C

 „Der Pharisäer stellte sich hin und sprach bei sich dieses Gebet: Gott, ich danke dir, dass ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort.“ Lk 18, 11

„Ja…Wenn wir Demut haben, sind wir sicher Verzeihung zu erlangen, auch wenn wir ganz von Sünden bedeckt wären; und, ohne Demut, werden wir niemals gerettet werden, auch wenn wir alle nur möglichen guten Werke getan hätten. Dieses Beispiel will uns das zeigen will, wie es nicht besser sein könnte.“ ° Predigt des Pfr. von Ars: Lk 18, 9-14

Das Verhalten des Pharisäers haben wir schon als so negativ verinnerlicht, dass wir alles, nur kein Pharisäer sein möchten. Aber dieses verfestigte Urteil kann uns auch an einem tieferen Blick in uns selbst hindern.

Wenn die Gläubigen die hinteren Reihen in der Kirche bevorzugen, um ja kein Pharisäer zu sein, heißt das noch nicht, dass sie die  Demut des Zöllners haben.

Der Pfarrer von Ars reißt uns aus unserer Selbstgefälligkeit heraus, wenn er in seiner Predigt über den Stolz feststellt, dass fast alle unsere Handlungen mit diesem Makel behaftet sind. Wie oft vergleichen wir uns nicht doch im Stillen mit dem anderen, wobei in der Regel der andere schlechter wegkommt! Wieviel haben wir am Nächsten immer wieder auszusetzen!

Entscheidend ist unsere Blickrichtung. Der Herr musste in die tiefste Erniedrigung ans Kreuz gehen, um unseren Hochmut und Stolz zu sühnen und zu heilen. Er vergleicht nicht Seine Heiligkeit mit unserer Sünde, sondern deckt unsere Schuld mit seinem kostbaren Blut, dem Mantel seiner Liebe, zu und bittet den Vater um Vergebung für uns, die wir nicht wissen, was wir tun.

Wir dürfen uns selbstverständlich freuen, wenn uns etwas Gutes gelungen ist. Aber wir dürfen darüber nicht vergessen, dass die Gnade dazu vom Herrn kam. Er hat auf unsere Armseligkeit und Ohnmacht geschaut und uns in Seinem Erbarmen herausgezogen. Ihm allein gebührt Ehre, Anbetung und Lob. Ihm können wir danken für alles Gute, das Er durch uns wirkt. Der Herr möchte viel durch uns wirken, wenn wir Ihm das erlauben würden. Und die Erlaubnis für Seine Werke ist die Demut, das Bewusstsein, dass alles, aber auch alles Gute von Gott kommt.

Die Demut ist eine Lebensaufgabe. Wir sind so tief gefallene Geschöpfe Adams und Evas, dass es schon eine besondere Gnade braucht,  um uns unseres Gefallen-Seins bewusst zu werden.

Halten wir uns an Maria! „Sie ist geboren, um die Muttergottes zu sein“ °² predigt der Pfarrer von Ars über ihre Geburt. „Wenn Jesus Christ sein kostbares Blut vergossen hat, um uns zu retten, wer hat dieses Blut gebracht? Ist das nicht Maria?“°³ Jean Marie Vianney lädt die Gläubigen dazu ein, auf den Spuren des Lebensweges Marias zu gehen, in der Teilnahme am Leid ihres Sohnes. Maria hat gelitten und weitergeliebt. In ihrem Herzen können auch wir es wagen, den Weg der Demut zu gehen. Sie wird uns beistehen, wenn wir gedemütigt werden, wird uns liebevoll helfen, Hochmut und Stolz zu besiegen.  Der Pfarrer von Ars, der sich ganz Maria anvertraut hat, um ganz Gott zu gehören, wird uns helfen, auf dem Weg der Demut voranzuschreiten.
15.09.2022 ih

Aus: http://jesusmarie.free.fr/jean_marie_vianney_cure_d_ars_sermons_tome2.html

Über den Stolz, übersetzt ih

°²Mgr René Fourrey, Le Curé d’Ars et la Vierge Marie, 2009,S.59 übersetzt ih

Ebenda S. 61