3. Sonntag im Jahreskreis 23.01.2022 Lesejahr C

„Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren.“ Lk 1,1f

„Fast genauso zahlreich wie Behinderte und Kranke eilten durch Lebensprüfungen schwer verletzte Menschen nach Ars in der Hoffnung auf Heilung. Man hatte gehört, dass M. Vianney eine wunderbare Kraft zur Tröstung hatte, sie vertrauten ihm ihre traurigen Geheimnisse an… sie weinten vor ihm über ihr zerbrochenes Leben. Bei den ersten Worten ihres Berichtes sahen sie ihn die Hände falten und die feuchten und bittenden Augen zum Himmel erheben, um sie dann auf sie zu senken, voll Zuneigung, die ihnen schon die Hoffnung zurückgab. Dann hörten sie zärtliche und feste Worte, stets in bewundernswerter Weise ihrem Zustand entsprechend… Sie waren eingeladen, im Glauben die unerschöpflichen Quellen des Trostes zu suchen und gingen gestärkt weg, nachdem sie sich mit ihm niedergekniet hatten.“°

Für die Glaubwürdigkeit des Evangeliums ist für Lukas von entscheidender Bedeutung, dass Menschen sie überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren.

Augenzeugen der Ereignisse zu sein, ist zwar von entscheidender Bedeutung, reicht aber nicht aus für die Glaubwürdigkeit der Botschaft Jesu Christi. Diener des Wortes sein, bedeutet sich dem Wort unterzuordnen, seine Herrschaft anzuerkennen und seine Kraft für dieses Wort einzusetzen.

Die erste Predigt Jesu, die Lukas aufgezeichnet hat, beginnt mit den Worten: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt“ (LK1,21). Es geht also nicht um leere Worte, sondern um die Erfüllung einer Frohbotschaft, die die Gefangenen zur Freiheit führt, den Blinden das Augenlicht schenkt und ein Gnadenjahr des Herrn ausruft.

Viel zu schnell und beinahe ausschließlich denken wir bei Verkündigung an Predigten und Katechese.

Aber so wie das Wort Fleisch geworden ist in Jesus Christus, will das Wort des Vaters auch in uns Gestalt annehmen , so dass durch unsere Worte, durch unser Tun Menschen die Güte Gottes erfahren und neue Hoffnung schöpfen können.

Der Pfarrer von Ars, der auf die Verkündigung des Wortes Gottes größten Wert gelegt hat, wurde selbst in seiner Person zu einer Botschaft der Güte Gottes, die die Herzen der Menschen auch im Leid berührt hat.

Der Weg dazu war seine innige Vereinigung mit dem Herrn durch das Gebet und die Ausrichtung des ganzen Lebens auf Gott. Wer mit Gott verbunden ist, strahlt die Liebe Gottes auf den Nächsten aus. Denn Gott, der die Liebe ist, will jedem Menschen Seine Liebe offenbaren, durch jeden von uns. Unsere Armseligkeit und Schwachheit soll uns dabei nicht hindern. Wenn wir unsere Augen  wie der Pfarrer von Ars bittend nach oben zum Himmel erheben, wird Gott unsere schwachen Bemühungen segnen und einen Funken Seiner Liebe erfahrbar machen.

31.12.2022 ih

°Aus: Joseph Vianey, Le Bienheureux Curé d’Ars, Paris, 1923, S.156f, übersetzt ih