3. Fastensonntag 20.03.2022 Lesejahr C

„Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.“ (Lk13,3.5)

Um die schweren Sünder zu erschüttern warf ihnen Vianney als Warnung nur dieses eine Wort hin, das auf den Lippen eines Priesters, der die Zukunft hellsichtig durchschaut, einen entsetzlichen Klang hatte: „Mein Freund, Sie sind verdammt.“

So kurz das  Wort war, so Vieles sagte es. Selbstverständlich sprach der Heilige nur einen Bedingungssatz aus: „Wenn Sie diese und diese Gelegenheit nicht meiden, wenn Sie weiter an jener Gewohnheit festhalten, wenn Sie den und den Rat nicht befolgen, werden Sie in die Hölle kommen.“ °

Die Worte des heutigen Evangeliums sind so hart, dass wir sie am liebsten überhören und löschen würden. Jesus hat dieses Wort sogar zweimal gesagt, ein Hinweis auf die Wichtigkeit und Bedeutung dieser Mahnung.
Jesus hat in seiner Person die Barmherzigkeit des Vaters gebracht, aber uns die Freiheit zur Annahme oder Ablehnung gelassen. Wenn der Herr sich so hart ausdrückt, so dürfen wir nicht vergessen, dass Er selbst Judas in der Stunde des Verrats als Freund angeredet hat (Mt 26,50). Die Liebe des Herrn zum Menschen hört auch dann nicht auf, wenn der Mensch Gott den Rücken zukehrt.
Auch der Pfarrer von Ars hat einen verhärteten Sünder als „mein Freund“ angesprochen bei der Warnung vor der ewigen Verdammnis.
Papst Franziskus hat bei einem Treffen mit Mafia-Geschädigten in Rom am 22.3.2014 die Mafiosi mit scharfen Worten gemahnt: „Noch ist es Zeit, nicht in der Hölle zu enden, die euch erwartet, wenn ihr auf dieser Straße fortfahrt.“
In den letzten Jahren ist es sehr ruhig geworden um das Thema Hölle, so als ob diese der Barmherzigkeit Gottes entgegenstünde.
Der Hinweis auf die Hölle entspricht jedoch auch der Liebe Gottes, der uns an Sein Herz ziehen will, aber vor der Freiheit des Menschen halt macht, weil es Liebe ohne Freiheit nicht geben kann.
Das Zentrum dieser Mahnung ist also die Liebe Gottes, an der der Pfarrer von Ars und so viele Heilige teilgenommen haben. Der Abscheu vor der Sünde ist das Eine, die Liebe zum Sünder jedoch das Andere.
Gerade in diesen Tagen des Krieges in der Ukraine werden zu Recht die schrecklichen Taten verurteilt.  Wir solidarisieren uns mit den Opfern durch Gebet und Hilfe, was ein großes Hoffnungszeichen ist.
Aber was ist mit den Tätern? Der Herr hat uns die Feindesliebe aufgetragen. Auch für sie ist Er am Kreuz gestorben.
Am Kreuz hat der Herr um Vergebung für seine Peiniger – und dazu gehören auch wir -  gebetet. In der Liebe des Herrn dürfen wir uns selbst immer wieder neu annehmen in all unserem Versagen. So werden wir immer mehr fähig werden, mit Liebe auf die Menschen zu schauen, deren Taten uns abschrecken.
Beziehen wir also diese Worte des Herrn nicht auf Andere, sondern auf uns! Der Pfarrer von Ars hat für seine eigenen Sünden und die der Anderen gebetet, gebüßt, gelitten und auf dieser Weise Vielen geholfen, den Weg zum Himmel zu gehen. Gehen wir mit ihm durch ständige eigene Umkehr, sodass auch unsere Liebe zum Nächsten wachsen kann, die ihm hilft,  die Liebe Gottes zu erfahren.
2.03.2022 ih

° Aus: Francis Trochu: Der Pfarrer von Ars, 2001, S.255