„In jener Zeit fragten die Leute Johannes den Täufer: Was sollen wir also tun? ..
Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Riemen der Sandalen zu lösen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ (Lk 3, 10;16)
„Wir sollten es machen wie die Hirten, welche den Winter über auf dem Felde sind, – das Leben ist ein langer Winter! – Sie machen Feuer an; von Zeit zu Zeit suchen sie von allen Seiten Holz zusammen, um es zu unterhalten. Wenn wir, wie die Hirten, immer das Feuer der Liebe Gottes durch Gebete und gute Werke in unserem Herzen zu unterhalten wüssten, so würde es nicht erlöschen.“° Pfr. von Ars
Was sollen wir also tun? Bewegt uns diese Frage Gott gegenüber überhaupt noch? Dabei ist es doch eine ganz zentrale Frage. Wir erwarten zwar alles vom Herrn. Aber Er hat uns die Freiheit gegeben, dass wir mit Ihm mitwirken dürfen und können. Aber wie?
Eine Taufe mit dem Heiligen Geist und mit Feuer würde uns aus unserer Lauheit herausreißen. Diesen Sturm des Heiligen Geistes am ersten Pfingstfest wünschen wir uns und hoffen, dass dann Kirche und Welt erneuert werden. Erwarten wir aber unbewusst nicht auch, dass dann die Nachfolge Christi leicht sein wird, weil der Heilige Geist stark in uns wirkt?
Es gibt den Sturm des Heiligen Geistes am Anfang im Leben der Kirche und oft auch am Anfang der Bekehrung eines Menschen auf dem Weg zur Heiligkeit. Aber wie geht es dann weiter?
Wenn wir auf die Apostel schauen, so sehen wir, dass sie in vielen Bedrängnissen sich täglich neu in die Nachfolge einüben mussten, auch durch innere Dunkelheit hindurch.
Der Pfarrer von Ars hat dies ebenso erfahren und verkündet: das Leben ist ein langer Winter! Also nichts von Feuer und Licht und Wärme. Und doch ist genau das unsere Situation, in der wir gerufen sind, das Feuer zu unterhalten. So wie die Hirten immer wieder Holz sammeln, so ermahnt der Pfarrer von Ars, das Feuer der Liebe Gottes durch Gebete und gute Werke in unserem Herzen zu unterhalten. Die Ausbreitung des Heiligen Geistes erfolgt also leise und für Außenstehende oft kaum bemerkbar, aber doch kraftvoll.
Johannes der Täufer antwortet auf die Frage: was sollen wir tun? mit dem Hinweis auf die Alltagsaufgaben: die Arbeit gut verrichten, die Macht, die jeder in verschiedener Weise hat, nicht missbrauchen. Die Hilfe für die Armen ist allerdings eine Herausforderung, denn Johannes verlangt fünfzig Prozent des Eigentums für den Nächsten, von zwei Gewändern eines, ebenso beim Essen. Dies ist wohl nicht wörtlich zu verstehen, sondern eine Aufforderung, mit ganzem Herzen zu geben. Es ist also eine Frage der inneren Hingabe und des Maßes der Liebe und kann nur von jedem ganz persönlich beantwortet werden.
Der Pfarrer von Ars, der in seinen immer gleich bleibenden grauen Alltag jahrzehntelang gelebt hat und im Übermaß alles weitergegeben hat, möge uns helfen, den Weg der Nachfolge in Hingabe und Liebe nach dem Maß der uns zugeteilten Gnaden im Heiligen Geist alltäglich zu leben.
ich 24.11.2021
Aus: Das innere Leben des im Geruche der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars J. M. Vianney, übertragen von Dr. Adolph Plifke, Regensburg 1867, S.192