27. Sonntag im Jahreskreis 2.10.2022 Lesejahr C

„Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, würdet ihr zu diesem Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanz dich ins Meer! und er würde euch gehorchen.“ Lk 17,6

„Ich glaube, hätten wir Glauben, wären wir die Beherrscher göttlichen Willens. Wir hielten ihn gefesselt und Gott würde uns nichts verweigern.“ ° Pfr. von Ars

Die Worte des Herrn über den Glauben können wir eigentlich nicht erfassen. Das kann doch einfach nicht wahr sein, so kommt es uns in den Sinn. Ein schönes Bild, mehr nicht?

Aber auch die Worte des Pfarrers von Ars sind nicht weniger herausfordernd. Auch das können wir kaum akzeptieren.

Die Jünger bitten den Herrn um Stärkung des Glaubens, nachdem Er sie belehrt hat, dass das sie siebenmal am Tag vergeben müssen, wenn sich jemand siebenmal am Tag gegen sie versündigt hat und die Bereitschaft zur Umkehr zeigt. Das übersteigt ihre Fähigkeiten bei weitem. Das ist der Maulbeerbaum, der mit menschlicher Kraft nicht verpflanzt werden kann.

Die Jünger spüren, dass dies ohne die Hilfe des Herrn unmöglich ist. Aber der Auftrag bleibt. So erwarten sie in ihrer Ohnmacht allein vom Herrn diese Macht des Glaubens.

Und der Herr hat sie erhört. Petrus, der den Herrn so schändlich verleugnet hat, konnte nach der Herabkunft des Heiligen Geistes den Tod und die  Auferstehung des Herrn in Vollmacht verkünden, obwohl er kurz vorher noch um sein Leben gebangt hat, und so freimütig die Israeliten zur Umkehr rufen. Dreitausend Menschen folgten seinen Worten und wurden ihrer Gemeinschaft hinzugefügt.

Mit einem Übermaß an Gnaden erhört der Herr auch die kleinste Bitte, was aber ein langes, schmerzvolles Ringen nicht ausschließt.

Jean Marie Vianney, der von Kindheit an Priester werden wollte, erfuhr schier nicht enden wollende Hindernisse und Schwierigkeiten, sodass er immer wieder nahe der Verzweiflung war, da dieses Ziel unerreichbar schien. Die Vorlesungen wurden in Latein gehalten, das Jean -Marie trotz aller Anstrengungen einfach nicht erlernen konnte. Und so wurde er aus dem Priesterseminar entlassen.

„Als ich studierte“, erzählte er später, „war ich von Kummer niedergedrückt. Ich wusste nicht was anfangen. Noch sehe ich die Stelle in Ecully…ich hörte die Worte, wie wenn sie mir ins Ohr gesprochen wären: Geh, sei ruhig, du wirst eines Tages Priester werden.“ °²

Sein Glaube wurde durch seinen Lehrer und späteren Mitbruder Balley in Ecully gestärkt, der ihm zugesichert hatte: „Seien Sie unbekümmert, für Sie werde ich mich opfern, wenn es sein muss.“°³

Der Herr stärkt den Glauben also auch durch Mitmenschen, die Seiner Macht vertrauen.

Da Jean-Marie Vianney die Frucht eines starken Glaubens schon am Anfang erfahren durfte, war er später fähig, den Glauben in so vielen anderen Menschen wiederzubeleben und  zu festigen, sodass viele wiederum Zeugen eines starken Glaubens werden konnten.

Bitten wir den Herrn mit der Pfarrer von Ars um einen starken Glauben, damit auch durch uns das Reich Gottes sichtbar wird.
2.09.2022 ih

°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.82
°² Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001, S.79f

Ebenda, S. 47