20. Sonntag im Jahreskreis 14.08.2022 Lesejahr C

„Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf der Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, sondern Spaltung.“ Lk 12, 51

„Zu meinem großen Erstaunen macht Herr Vianney,  der sonst jungen Mädchen nie anrät, dem Willen ihrer Eltern entgegen zu handeln, sondern vielmehr stets ihre Einwilligung abzuwarten, bei Ihnen ganz entschieden eine Ausnahme. Er sagt, die Tränen der natürlichen Zärtlichkeit würden viel eher trocknen, als die, welche im Fegefeuer vergossen werden.“ ° Abbé Toccanier im Auftrag des Pfr. von Ars

Frieden verkündeten die Engel über dem Stall von Bethlehem. Frieden wollte der Herr seinem Volk durch sein öffentliches Wirken bringen. Frieden hat Jesus nach seiner Auferstehung  den Aposteln zugesagt. Er ist der Fürst des Friedens (Jes 9,5).

Und nun kündigt der Herr Spaltung an, auch schon in den Familien.

Aber ist das wirklich ein Widerspruch in sich?

Jesus weinte, als er den Untergang Jerusalems voraussah: „Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was Frieden bringt. Jetzt aber ist es vor deinen Augen verborgen.“ (Lk 19,41)

Unsere Vorstellung vom Frieden entspricht offensichtlich nicht den Gedanken des Vaters. Frieden wird geschenkt, wenn der Mensch ganz im Willen Gottes lebt, nicht nur nach Seinen Geboten, sondern auch im gesamten Lebensentwurf. Und wie schwierig es ist, konkret den Willen Gottes zu erkennen, der zum Frieden führt,  zeigt der Pfarrer von Ars.

Die oben angegebenen Worte galten Eugénie Smet (1825-1871), deren Namen von Monnin nicht erwähnt wird. Sie hatte den Impuls, einen Verein zugunsten der Armen Seelen zu stiften. Nachdem sie von 1853-1855 darüber nachgedacht  hatte, ohne eine sichere Erkenntnis zu erhalten, fragte sie nach vielen Hindernissen den Pfarrer von Ars, ob dies dem Willen des Herrn entspricht. Nach langem Gebet unter Tränen bestätigte Jean-Marie Vianney  ihr, dass Gott dieses Werk schon lange gewünscht hat. Danach aber gab es Widerspruch von Seiten der Familie, sodass Eugenie sich nochmals an Vianney wandte und die oben zitierte Antwort erhielt. Die Gründung in Paris war von vielen Kreuzen begleitet, die jedoch nach Aussage  Vianneys für die Früchte dieser Gemeinschaft  notwendig waren. Am ersten Juli 1856 konnte Eugénie ein Haus in der Straße Barouillère in Paris  beziehen, in dem die Dames auxialiatrices noch heute sind. Mittlerweile gibt es weltweit Häuser  dieser Gemeinschaft mit dem Auftrag des Gebetes für die Armen Seelen.

Dieses Ringen um Erkenntnis des Willens Gottes stellt manchmal große Anforderung an den Suchenden. Aber mit Geduld, Gebet, auch durch Rat  anderer zeigt der Herr Seinen Willen und damit den Weg zum Frieden in der eigenen Seele, in der Umgebung, in der Welt.

Der Herr ist auf die Erde gekommen um Feuer, den Heiligen Geist,  auf die Erde zu werfen, damit wir den Weg zum Frieden Gottes finden und gehen können. Er allein ist der Friede.

Der Pfarrer von Ars wird uns in diesem Ringen begleiten, wenn wir ihn darum bitten.
21.07.2022 ih

°Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, !863, 2. Bd. , S.238