2. Sonntag der Osterzeit, Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, Weißer Sonntag 24.04.2022 Lesejahr C

„Streck deine Hand aus und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ Joh 20,27

„Der Glaube Vianney‘s war so lebendig“, sagt Catharina in ihren Notizen, „dass er alles zu sehen schien. Er ist von der wirklichen, realen Gegenwart im allerh. Sakrament so durchdrungen, dass er darüber fast in jeder Katechese spricht. Die Liebe stählt  dann seine Kräfte so, dass er seine Erschöpfung nie merkt.“ °

Immer wieder hören wir, dass der zweifelnde Thomas uns mehr zu unserem eigenen Glauben helfen würde als die übrigen Apostel, die schneller zum Glauben bereit waren. Aber stimmt das wirklich?

Für die anderen Apostel war der Weg zum Glauben an die Auferstehung ihres Herrn ebenfalls  schwer. Sie hatten den Herrn bereits gesehen, was für Thomas erst eine Woche später möglich war.

Immer wieder erfahren wir doch, dass tiefgläubige Menschen in einer Umgebung leben, in der sich niemand so recht zum Glauben entschließen kann. Letztendlich bleibt es für uns ein Geheimnis, wie Gottes Gnadenangebot Menschen berührt oder aber unbeachtet bleibt.

Lassen wir die Worte Jesu in uns eindringen: sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Es ist eine flehentliche Bitte des Herrn an das Innerste unseres Herzens, nicht zuerst an die Auferstehung zu glauben, sondern unserem Herrn uns anzuvertrauen, Ihm zu glauben, Ihm uns ganz überlassen. Er selbst ist dann in uns das Leben in der Überwindung des Todes durch die Auferstehung. In Ihm allein ist es leicht, an die Auferstehung zu glauben.

Vianney lebte in einem lebendigen Glauben immer im Herrn, er sah Ihn gleichsam mit den Augen des Herzens, sodass sein Glaube Menschen berühren konnte.

Wir feiern heute den Sonntag der Göttlichen Barmherzigkeit, den Papst Paul Johannes II auf die Bitte des Herrn durch Sr. Faustyna Kowalska  am 30.04.2000 für die ganze Kirche eingeführt  hat. Die Schleusen der Barmherzigkeit Gottes stehen an diesem Tag weit offen, besonders für alle Sünder.

Der Herr kennt unsere Schwachheit und kam nicht nur damals den Aposteln, besonders auch dem Thomas, entgegen, sondern heute auch  jedem von uns. Hören wir die drängende Einladung des Herrn zum Glauben! Er kommt uns entgegen, wenn nur ein Funken der Sehnsucht nach Ihm in uns ist. Er lässt sich auch heute von uns berühren in Seinem Wort, in Seinen Sakramenten, besonders im Sakrament der Versöhnung und der Eucharistie, im Gebet. Hören wir den Ruf des Herrn gerade am heutigen Barmherzigkeitssonntag und machen wir uns neu auf den Weg zum lebendigen Glauben an der Hand des Pfarrers von Ars.
31.03.2022 ih

° Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.390