„Da sprach Gott zu ihm: Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern. Wem wird dann das gehören, was Du angehäuft hast? So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.“ Lk 12, 20f
„Mit den Augen der Welt kann man nur dieses irdische Leben sehen, sowie mein Auge nur diese Mauer sieht, wenn die Kirchentüre geschlossen ist. Mit den Augen des Glaubens aber sieht man in die Tiefen der Ewigkeit.“ °Pfr. von Ars
Du Narr! Welch ein hartes Wort! Wenn jemand dies zu seinem Nächsten sagt, soll er dem Feuer der Hölle verfallen sein, lehrt Jesus in seiner Bergpredigt (Mt 5,22). Dies ist Seine neue Lehre, denn es reicht nicht das Gebot, das zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten.
Aber Gott sagt das zu dem Menschen, der ihn aus den Augen verloren hat und nur noch das Irdische sieht.
Es geht also um Alles oder Nichts, um das Bei-Gott-sein oder aber Nicht-bei Gott-sein.
Immer schon hat der Mensch gesammelt. Sonst könnte er nicht überleben. Als der Herr den Israeliten das Brot in der Wüste gegeben hatte, ordnete Er an, dass nur so viel davon gesammelt werden darf, wie jeder zum Essen braucht, je ein Gomer entsprechend der Zahl der Personen in seinem Zelt. Die Israeliten befolgten dies, der Eine sammelte viel, der Andere wenig. Keiner hatte zu viel und keiner hatte zu wenig, sondern jeder so viel, wie er zum Essen brauchte (Ex 16,16ff). Segen lag auf dem Gehorsam über dem Wort Gottes.
Im rechten Maß zu bleiben, ist eine Gabe des Heiligen Geistes. Mäßigung ist eine der vier Kardinaltugenden. Auch wenn heute kaum noch von Tugenden gesprochen wird, so sind sie nicht nur auf dem Weg zur Ewigkeit von Bedeutung, sondern auch für ein Gelingen des Lebens hier auf der Erde.
„Die Mäßigung zügelt die Neigung zu sinnlichem Vergnügen und lässt im Gebrauch der geschaffenen Dinge das rechte Maß einhalten“, sagt der Katechismus (Dritter Teil, III, 1838).
Der Pfarrer von Ars wurde nicht müde, das Bestreben seiner Pfarrkinder auf das Ewige zu lenken, ohne aber das Irdische aus dem Blick zu verlieren. Er hatte selber viele Jahre in der Landwirtschaft seiner Eltern gearbeitet und wusste um die Notwendigkeit der Bedürfnisse des täglichen Lebens, aber eben nicht nur für die eigene Familie, sondern auch für andere, Arme, Bedürftige, Kranke.
Wer nur Schätze für sich selbst anhäuft, ist nicht reich bei Gott und läuft Gefahr, in der Ewigkeit nicht in der Nähe Gottes sein zu dürfen.
Bitten wir darum mit dem Pfarrer von Ars den Heiligen Geist um die Gabe der Mäßigung. Der Geist Gottes wartet darauf, uns in all unsere Schwäche zu unterstützen. In Seiner Kraft können wir den Weg gehen, den der Herr uns gezeigt hat.
1.07.2022 ih
°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.290