17. Sonntag im Jahreskreis 24.07.2022 Lesejahr C

„Herr, lehre uns beten…Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name.“ Lk 11, 1f

„Es gibt Menschen, die dem Ewigen Vater ein hartes Herz zuschreiben. Oh! Wie sie sich doch täuschen! Denn um seine Gerechtigkeit zu entwaffnen, hat der Ewige Vater seinem Sohn ein über alle Maßen gütiges Herz geschenkt. Man kann aber nicht etwas schenken, was man selbst nicht besitzt.“ ° Pfr. von Ars

Beten lernen, kann man das überhaupt? Die Jünger kannten den ganzen Schatz der Psalmen und der alttestamentarischen Hymnen und hatten doch die Sehnsucht nach einem noch intensiveren Gebet. Wer betet, möchte im Gebet wachsen und merkt sehr schnell, dass dies nicht so einfach ist. Auf alle Fälle reichen irgendwelche Gebetsanleitungen und das Zitieren angeblich besonders gnadenreicher Gebete nicht.

Jesu Lehre über das Gebet können wir am besten vom Ende des heutigen Evangelium her verstehen: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.“ (Lk 11,13)

Als böse angesprochen zu werden, ist schon sehr erschreckend. Aber dem Herrn geht es um Wahrheit, nicht um Beifall der Zuhörer. Er zeigt uns, wie wir vor Gott sind, die wir uns doch oft für gut halten. Dieser klare Spiegel soll uns jedoch nicht entmutigen, sondern einfach die Basis für eine Verbindung mit Gott sein. Bei unserer menschlich-geistlichen Gebrochenheit seit dem Sündenfall können wir einfach nicht gut beten. Dies kann nur der Heilige Geist, der aber von uns eingeladen und erbeten werden will. Denn Gott achtet immer die Freiheit des Menschen und drängt sich mit Seinen Gaben nicht auf. Durch Tod und Auferstehung hat der Herr uns zur Gotteskindschaft freigekauft. So sind wir eingebunden in das Leben des dreifaltigen Gottes. Nun kann in unserem Herzen der Geist rufen: „Abba, Vater“ (Gal 4,6).

Und dieser Vater ist gut. Er ist auch dann noch gut, wenn wir böse sind.

Wie oft zweifeln wir doch an der Liebe des Vaters, wenn unsere Gebete so scheinbar gar nicht erhört werden.

Auch Jesu Bitte an Seinen Abba, Vater, um vom Kelch des Leidens befreit zu werden, wurde „nicht erhört“ (Mk14, 36). Aber die große Liebe des Vaters zu den Menschen wurde hierdurch in vollem Maße offenbar.

Der Pfarrer von Ars hat im liebenden Herz Jesu die Liebe des Vaters erkannt, der oft in Seiner Gerechtigkeit gefürchtet und missgedeutet wurde. Der Heilige Geist, die Liebe im dreieinigen Gott, will auch uns umfangen, uns durchdringen, in uns beten und zu einer tieferen Beziehung zum Vater durch den Sohn führen.

Laden wir immer wieder den Heiligen Geist ein, in uns „ Abba, Vater“ zu beten. Dann werden wir anders vom Vater her auch auf unsere Schmerzen, Leiden und Kreuze schauen können im unerschütterlichen Glauben, dass der Herr in den dunkelsten Zeiten besonders nahe bei uns ist: zum Lobe Gottes, zu unserem und der Nächsten Heil.

Der Pfarrer von Ars, der diesen Weg gegangen ist, begleitet uns heute auf unseren Wegen, besonders auch auf den Kreuzwegen.
24.06.2022 ih

°Aus: Jean-Marie Vianney, hrsg Bernard Nodet, 1959, S.56