„Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.“ Lk 10,41f
„Der Pfarrer von Ars,“ sagte Katharina Lassagne, „war gegen jede Familienmutter, die ihren Haushalt vernachlässigen würde, um ohne dass es Pflicht war, in die Kirche zu gehen …“ °
Tadelt der Herr Marta wegen ihrer Arbeit? Nein! Wir müssen nur genau hinhören, was der Herr sagt. Er macht sie auf ihre vielen Sorgen und Mühen aufmerksam.
In der vorhergehenden Geschichte vom barmherzigen Samariter lobt der Herr die tätige Hilfsbereitschaft dieses Mannes, während der Priester und der Levit, die schnell zu ihren Gebeten vorübereilten, in dem verletzten Mann nicht den Herrn erkannt und Ihm nicht gedient haben.
„Werft alle eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch!“ (1 Petr 5, 7) Dies hat Petrus in der Schule des Herrn gelernt.
Kennen wir das nicht auch sehr gut, dass wir gefangen in unserer Arbeit sind und für nichts anderes mehr Platz haben? Wir setzen auf unser eigenes Können, unsere Leistung und vergessen die Gegenwart des Herrn, der uns leitet und führt.
Der Herr will uns aus dieser Gebundenheit befreien, denn Er ist ständig bei uns und will auch uns immer mehr Seine Gegenwart in all unserem Tun erfahren lassen.
In unserer menschlichen Begrenztheit können wir nicht immer an den Herrn denken, aber wir können Ihm jeden Morgen und auch tagsüber unser Leben überantworten, sodass unser Denken, Reden und Tun im Herrn geschieht.
Maria wird gelobt, weil sie das Gute gewählt hat. In der vorhergehenden Einheitsübersetzung hieß es leider, dass sie das Bessere gewählt hat, was zu Missverständnissen führt. Es geht nicht um eine Abwertung des aktiven Lebens, sondern um die ständige Verbindung des Lebens mit dem Herrn und im Herrn.
Der Pfarrer von Ars hat dies zutiefst erkannt und so die ihm anvertrauten Gläubigen geistlich begleitet.
Katharina hat er als die schönste Blume in seinem Garten bezeichnet°². Sie war als Leiterin des Waisenhauses Providence ununterbrochen mit der Betreuung von vielen Mädchen beschäftigt und hat gleichzeitig ein zutiefst kontemplatives Leben geführt. „Sie lebte in der Welt, brannte in der Liebe zu Gott, hingegeben, ausgeliefert. Ohne etwas Außergewöhnliches, aber in einer Treue an allen Tagen.“ So äußert sich P. Philippe Caratgé, Moderator der Société Jean-Marie Vianney über Katharina.°³
Es geht also nicht um eine Bewertung von Berufungen zu aktivem oder kontemplativem Leben, sondern um eine Ausrichtung in jedem Lebensstand ausschließlich auf den Herrn.
P. Caratgé schreibt über Katharina, dass sie jetzt für uns betet. Sie hilft uns den Alltag im Vertrauen und im Geist der Kindschaft zu leben, in Einfachheit und Verschwiegenheit, Zurückhaltung und Tiefe.°4
Lassen wir uns wie sie vom Pfarrer von Ars auf diesem Weg führen.
20.06.2022 ih
Aus: Francis Trochu Der Pfarrer von Ars, 2001, S.277
°² Catherine Lassagne, Le Curé d‘Ars au quotidien, 2003, S. 149
°³,4 Ebenda S. 147, S. 150 übersetzt ih