14. Sonntag im Jahreskreis 3.07.2022 Lesejahr C

„In jener Zeit suchte der Herr zweiundsiebzig  andere aus und sandte sie zu zweit vor sich her in alle Städte und Ortschaften, in die er selbst gehen wollte.“  Lk10,1

„Alles, was dieser heilige Priester wusste und andere lehrte, hatte der Geist Gottes seinem Herzen einzuprägen gewusst, und er hatte das umso leichter zu Wege gebracht, je reiner, freier, einfältiger und leerer dieses Herz von aller menschlichen Wissenschaft war…. Der Glaube des guten Pfarrers von Ars war seine Wissenschaft, der Herr selbst sein Buch.“ °

Heilungen und Dämonenaustreibungen erfahren wir bei der Verkündigung des Evangeliums heute kaum. Hat das Wort Gottes denn in 2000 Jahren christlicher Predigt seine Kraft verloren? Geschieht  nichts mehr bei der Weitergabe des Wortes Jesu? Sich über die heutigen Predigten beklagen, wäre zu einfach. Das hieße, die Verantwortung hierfür bei anderen zu suchen.

Der Herr sendet jeweils zwei Jünger aus in alle Orte, in die er selbst gehen wollte. Die Freude der Jünger über ihren „Erfolg“ korrigiert der Herr: nicht die Macht über die Geister soll ihnen Freude bereiten, sondern die Tatsache, dass ihre Namen im Himmel verzeichnet sind.

Vom Schluss des Evangeliums her ist der Sendungsauftrag des Herrn leichter  zu verstehen. Jesus selbst ist das ewige Wort des Vaters. Wenn die Jünger Jesu Botschaft in die Welt tragen, sollen sie ausschließlich den Herrn verkündigen. Dies ist umso fruchtbringender, je mehr sie selbst in Einheit mit dem Herrn und untereinander sind. In den Boten des Evangeliums soll das Wort Gottes erfahrbar werden. Ihr Leben soll dem Leben Christi immer mehr entsprechen. Daher werden sie zu zweit gesandt mit dem Blick auf die Freude der Vollendung im Himmel, wo sie immer mit dem Herrn in der Gemeinschaft der Heiligen beisammen sein werden.

Der Pfarrer von Ars ist diesen Weg gegangen. Man war der Überzeugung, dass er alles gesehen hat, was er mit solcher Herzensfülle, Beredsamkeit, lebendiger Anschauung und  großem Tränenstrome gepredigt hat.°²

Zu den Füßen des göttlichen Meisters im Gebet hat der Pfarrer von Ars seine Predigten vorbereitet, bei denen sein ganzes Wesen Verkündigung wurde°³. So hat der Herr durch ihn die Herzen der Menschen berührt, sodass sich diese dem Herrn zuwenden konnten. In seinem Umfeld wurden Menschen zur Heiligkeit geführt, zu einem Leben in Einheit mit Jesus Christus.

Verkündigung ist aber nicht nur eine Aufgabe der Prediger, sondern jedes getauften Christen. In der Ausrichtung auf den Herrn,  sein Wort, seine Liebe, im Blick auf den Himmel, der uns erwartet, wird der Heilige Geist alle immer mehr umgestalten, sodass jeder Gläubige ohne Worte die Gegenwart des Herrn in dieser Welt erfahrbar machen kann. Der Pfarrer von Ars steht Priestern, Diakonen und Gläubigen auf diesem Weg bei.

8.06.2022 ih

°Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863,  2. Bd. S.270

°² ebenda S. 271
°³ S. 270, 271