13. Sonntag im Jahreskreis 26.06.2022 Lesejahr C

„Als sich die Tage erfüllten, dass er hinweg genommen werden sollte, fasste Jesus den festen Entschluss, nach Jerusalem zu gehen.“ Joh 9, 51

„Also, meine Seele, du wirst mit Gott sprechen, mit ihm arbeiten, mit ihm gehen, mit ihm kämpfen und leiden. Du wirst arbeiten, aber er wird deine Arbeit segnen; du wirst gehen, aber er wird deine Schritte segnen; du wirst leiden, aber er wird deine Tränen segnen. Wie ist es groß, wertvoll und tröstlich, alles mit dem lieben Gott und unter seinen Augen zu tun und zu denken, dass er alles sieht, alles zählt! …“° Pfr. von Ars

Der Herr geht nach Jerusalem im vollen Bewusstsein, dass dort Leiden und Tod auf Ihn warten. Er war Mensch wie wir, in allem uns gleich außer der Sünde. So kannte auch Er Angst und Versuchungen, deren Überwindung auch Ihn vieles gekostet hat. Wir können nicht einmal erahnen, was Jesus in seinem Herzen angesichts des Todesleidens gelitten und gerungen hat.

Er fasst den festen Entschluss, nach Jerusalem zu gehen mit allen Konsequenzen.

In Jesus sehen wir das Zusammenwirken menschlicher Freiheit mit der Gnade des Vaters. Beides gehört untrennbar zusammen. Der Vater wird seinen Sohn nicht verlassen. In der Leidensstunde auf Getsemani sendet Er Ihm zum Trost und zur Stärkung einen Engel. Aber das Ja zu diesem menschlichen unfassbar schweren Weg muss Jesus in einem festen Entschluss selbst sprechen. Und Er tut es.

Der Pfarrer von Ars war sich seiner eigenen Armseligkeit bewusst wie kaum ein zweiter und hat alle Gnaden, die überreich durch ihn geflossen sind,  allein dem Wirken des Herrn verdankt. Daher konnten Lob und Dank der Menschen ihn auch nicht berühren. Auch pure Freude hat ihn nicht erfüllt angesichts der Fruchtbarkeit seines priesterlichen Wirkens.

Es war für ihn Tag für Tag ein ermüdender Kampf gegen das Böse, dem er so gerne entflohen wäre. So fasste er immer wieder neu den Entschluss, alles mit und für Gott zu tun, zu kämpfen und zu leiden. Diesen Entschluss befolgte er so konsequent, dass er sich sogar gelegentlich morgens zwei oder drei Geißelschläge geben musste, um seinen Kadaver zum Gehen zu bringen, wie er sich ausdrückt°²

In dieser für uns abschreckenden Radikalität müssen wir dem Pfarrer von Ars nicht nachfolgen. Aber müssen wir uns nicht auch oft überwinden, um jeden Tag neu in  der Treue auf dem Weg des Herrn zu bleiben? Der feste Entschluss dazu und der Blick auf den Herrn, der Sein Antlitz uns immer zuwendet, helfen uns täglich neu, in der Spur der Nachfolge Jesu  zu bleiben. Wir haben einen Trost: auch der Pfarrer von Ars geht mit uns mit.

1.06.2022 ih

 Aus: Jean Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet , 1959, S.103

°² Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, 2. Bd., S.453