„In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa.“ Lk 1, 39
„Sein Gang war, wenn auch schwerfällig, so doch schnell, wie bei einem Menschen, der die Stunden zählt, und der, wenn auch erschöpft, doch sich beeilt, wieder aufs Neue dem Dienste des Herrn zu leben.“ °
„O Gott, komm mir zu Hilfe. Herr, eile, mir zu helfen.“ (Ps 70,2)
So betet die Kirche mehrfach täglich zum Beginn des Stundengebetes im tiefen Bewusstsein unserer Armseligkeit, die geradezu nach der Hilfe des Herrn schreit.
Und der Herr eilt uns helfen, und zwar schon bevor wir diese flehentliche Bitte ausgesprochen haben. Dies ist die jahrhundertealte Erfahrung nicht nur der Heiligen, sondern vieler Menschen, die zum Herrn ihre Zuflucht genommen haben.
Sehr oft scheint es uns allerdings, dass unsere Gebete nicht erhört werden. Eine tragische Fehleinschätzung! Der Herr hört und erhört immer, allerdings zu Seiner Zeit. Bei Ihm sind 1000 Jahre wie ein Tag, der gestern vergangen ist. Er eilt auch dann zu Hilfe, wenn wir nach menschlichem Empfinden lange warten müssen.
So ist Maria nach der Verkündigung des Engels sofort zu ihrer Verwandten Elisabet zu Hilfe geeilt, um ihr in den Beschwernissen der Schwangerschaft und Geburt zur Seite zu stehen. Maria, die ganz offen für den Heiligen Geist ist, wird so zu einer Mittlerin einer noch größeren Hilfe für das Kind im Schoß Elisabets und für Elisabet selbst. Wenn der Mensch großzügig ist, so ist Gott unvorstellbar großzügiger. Aber Er wartet auf unser Mitwirken, unsere Eile, dem Nächsten beizustehen.
Der Pfarrer von Ars, der stundenlang vor dem Herrn in der Anbetung ausharren konnte, eilte zu den Menschen, um sie aus ihren seelischen Nöten, aus ihren Sünden herauszuziehen und in das Licht und in die Barmherzigkeit Gottes zu stellen. Keine Ermüdung konnte ihn in dieser Eile aufhalten.
So konnte Alfred Monnin feststellen: „So fand man bei ihm die vollständige Rechtfertigung des Grundsatzes, dass eine heilige Seele ganz unbekannte Hilfsquellen und eine gesundende Kraft besitzt, die auf den Körper gesundend und belebend einwirken.“ °²
Die intensive Askese und Hingabe von Jean-Marie Vianney waren menschlich gesehen nicht lebbar. In ihm hat der Herr ein Zeichen gesetzt, welche Macht Seine Gegenwart in einem Menschen hat.
Die Heiligen sind uns gegeben, um unser Vertrauen und unseren Mut zu stärken. Auch in jedem von uns wirkt der Herr, in dem von Ihm festgesetzten Maße, aber auch abhängig von unserem Vertrauen und unserer Hingabe.
Der Heilige Pfarrer von Ars und die Gottesmutter Maria eilen auch noch heute, besonders an diesem Festtag, uns zu Hilfe im Dienst für den Menschen zum Lob Gottes.
21.07.2021 ih
Aus: Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, 1863, 2. Bd., S.343
°² ebenda S. 343