„Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten.“ Mt 2,14
„Wir haben nur unseren Willen zu eigen; das ist das einzige, das wir einsetzen können, um dem Guten Gott Ehre zu erweisen." °Pfr. von Ars
Wir kennen die eigenen Lebenspläne Josefs nicht, die er sicher wie jeder andere hatte. Matthäus schildert ihn als einen Mann, der ganz offen für Gottes Weisung war, um sie sogleich zu befolgen. Zweimal wird in dem heutigen Text berichtet, dass Josef mitten in der Nacht aufstand und mit dem Kind und dessen Mutter fortzog nach Ägypten und Jahre später zurück in das Land Israel. Sein Aufstehen und das mitten in der Nacht ist ein doppelter Hinweis auf die Auferstehung Jesu Christi, in der Er uns aus dem Dunkel in das Licht des Lebens führt. Josef hatte seinen eigenen Willen ganz dem Willen Gottes eingefügt. Er zieht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten, aus dessen Sklaverei Gott das Volk Israel herausgeführt hatte. Die Herausforderungen und Entbehrungen auf dem Weg und in Ägypten waren groß. Aber die Rettung des Kindes und seiner Mutter war jeden Einsatz wert.
Erst im Rückblick späterer Generationen wurde der Plan Gottes offenkundig, auch Ägypten zum Heiligen Land zu machen, in dem Jesus gelebt hat, wie Priester und Mönche der koptischen Kirche immer wieder betonen. Die Kopten in Ägypten haben die Erinnerung an die Wegstrecke der Flucht Josefs mit Maria und Jesus bewahrt. Es gibt viele heilige Erinnerungsstätten auf dem Fluchtweg.°²
Davon wusste Josef nichts. Aber sein Gehorsam war Mitwirkung an den Plänen Gottes, auch Ägypten auf den Heilsweg des Herrn zu führen - bis heute.
Geradezu schwindelerregend ist die Vorstellung, dass ein solch vollkommener Gehorsam Gott den Weg bereitet in dieser unserer teilweise so Gott-fernen Welt.
Der Pfarrer von Ars lehrte immer wieder den Weg der Selbstentäußerung, des Verzichts auf den eigenen Willen zugunsten der Pläne Gottes.
Aber er musste darum ringen. Wie sehr sehnte er sich nach der Einsamkeit eines Trappisten-Klosters, um seine Sünden zu beweinen. Aber alle Fluchtversuche endeten in der Erkenntnis, dass dies nicht der Wille Gottes ist. Und er blieb in Ars gegen seinen eigenen Willen bis zum Tod. Aber er wusste auch, dass man erst in der Ewigkeit all die Gnaden erkennen wird, die in Ars geschehen sind.
Besonders hart fiel ihm die Anweisung seines Bischofs Devie, die Providence an die Schwestern des hl. Josefs von Bourg zu übergeben, womit auch das Waisenhaus nicht mehr bestehen konnte. „Ich denke, dass Monseigneur den Willen Gottes darin sieht, aber ich sehe ihn nicht“. Und doch fügt er sich in allem, übertrug seine Eigentumsurkunde auf die Schwestern und half aufs Beste, um ihre Einführung vorzubereiten. Der Archivar von Ars Bernard Paubel hat in den Annalen N° 400 Januar bis März 2025 darüber einen ausführlichen Artikel geschrieben (siehe Textsammlung). Sein letzter Satz ist erschütternd: „Er wurde brutal seines großen Werks enteignet und empfing die Gnade, das anzunehmen, demütig und im Gehorsam.“
Lassen wir uns nicht hinreißen von dem Gedanken, dass unser Leben doch nicht so bedeutsam ist. Wir müssen uns nicht mit dem hl. Josef mit dem Heiligen Pfarrer vergleichen. Aber Gott hat für jeden einen Plan, der nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern für viele andere von Bedeutung ist. Auch wenn wir es nicht erkennen. Die Ewigkeit wird es uns zeigen.
Wagen wir doch heute erneut auf die Fürsprache des hl. Josef und des Heiligen Pfarrers den Entschluss, uns ganz Gott zu überlassen und auch mithilfe anderer Menschen den Willen Gottes für uns persönlich zu erkennen und zu erfüllen. Auch dies wird dem Heil der Familien und der Familie Gottes dienen.
30.11.2025 ih
Aus: °Abbé Monnin, Esprit du Curé d’Ars, Nachdruck 2007, S.255, übersetzt ih
°² „aus.sicht-Aus Kirche und Gesellschaft (Online-Portal der Verlagsgruppe Bistumspresse): Msgr.Wilm Sanders, Flucht nach Ägypten 21.12.2022
