Erscheinung des Herrn 06.01.2025 Lesejahr C

„Sterndeuter aus dem Osten… fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, ihm zu huldigen.“
Mt 2,1f
°Zuerst sagen wir, dass die Treue der Weisen zur Gnade unverzüglich war. Denn kaum hatten sie den wunderbaren Stern erblickt, als sie, ohne etwas zu prüfen, aufbrechen, um ihren Retter zu suchen, so eilig, so brennend von dem Wunsch, das Ziel zu erreichen, zu dem die durch den Stern dargestellte Gnade sie ruft, dass nichts sie zurückhalten kann.“ ° Pfr. von Ars

Gestern am 2. Sonntag nach Weihnachten haben wir die traurigen Worte des Evangeliums gehört, dass Er in Sein Eigentum kam, aber die Seinen ihn nicht aufnahmen (Joh 1, 11). Das heutige Evangelium tröstet uns. Denn aus weiter Ferne kommen Sterndeuter, die eine lange beschwerliche Reise auf sich genommen haben, nur um den neugeborenen König der Juden zu huldigen. Einem Stern sind sie gefolgt, der ihnen erschienen ist. Wie kann eine Reise aus weiter Ferne zu einem Stall unter der Orientierung an einem Stern gelingen?
Wir haben dieses Evangelium schon so oft gehört, dass wir gar nicht merken, dass es menschliche Gedanken weit übersteigt. Diese Reise ist einfach unverständlich. Immer wieder wurden irgendwo Kinder geboren, die später König wurden. Die Weisen aus dem Morgenland haben sich aber nur für dieses neugeborene Kind in Bethlehem auf den Weg gemacht. Warum wohl?
Vianney, der die Welt von oben aus betrachtet, kann sich vor Begeisterung für diese Weisen aus dem Osten nicht zurückhalten. Er sieht als Grund für diese Reise eine Gnade, der sie bedingungslos entsprochen haben. Ihr brennender Wunsch, ihren Retter zu suchen, ließ sie alle Schwierigkeiten auf sich nehmen. Hingerissen war der Heilige Pfarrer von dieser brennenden Sehnsucht im Herzen dieser Männer. Die oben zitierten Worte sind seiner Predigt zum Hochfest Erscheinung des Herrn entnommen. Am Beispiel der Weisen aus dem Morgenland will er die Herzen seiner Pfarrkinder entzünden, damit auch sie sich hinreißen lassen von der Liebe Gottes, die in unseren Herzen brennen möchte. Möglich ist das nur unter der Führung des Heiligen Geistes. Denn dann scheint es, als ob es die Welt mit all ihren Erörterungen, Bedenken, Warnungen überhaupt nicht gibt, während der Welt dagegen es scheint, als gäbe es Gott überhaupt nicht°².
Der Weg zu Gott ist der Weg totaler Hingabe, völligen Vertrauens, menschliche Gedanken weit übersteigend. Verständlich, dass wir davor zurückschrecken. Wir möchten doch ungefähr gerne wissen, was auf uns zukommt. Aber genau diese Gedanken hindern die vollkommene Hingabe. Lassen wir uns dennoch von der Predigt des Heiligen Pfarrer ergreifen. Wenn wir wirklich glauben, dass Gott Licht, Leben, Liebe ist, warum fürchten wir uns dann?
Wenn die Gerufenen den Herrn ablehnen wie die Bewohner von Bethlehem und der König Herodes mit seinen Großen, dann ruft Gott andere, die ihm in großzügiger Weise antworten. Diese Weisen sind Vorbild für alle, die sich vom Kind in der Krippe rufen lassen. Gehen wir mit ihnen und bringen wir dem Kind in der Krippe unsere Angst vor dem Weg zu Ihm und mit Ihm. Der Pfarrer von Ars und die Sterndeuter aus dem Osten kommen unserer Schwachheit mit ihrer Fürsprache zu Hilfe.
12.12.2024.ih

Aus: ° http://jesusmarie.free.fr/jean_marie_vianney_cure_d_ars_sermons_tome1.html
ÉPIPHANIE Sur les Rois Mages, übersetzt ih
°² Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S. 66