Christi Himmelfahrt 29.05.2025 Lesejahr C

„Dort erhob er seine Hände und segnete sie. Und es geschah: Während er sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben. Sie aber fielen vor ihm nieder. Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück.“ Lk 24,50ff

„Entbehrt man der Tröstungen, dann dient man Gott Gottes wegen, hat man aber solche, dann ist man der Gefahr ausgesetzt, sich dieser für sich selbst zu bedienen.“ °Pfr. von Ars



Welch weiten inneren Weg mussten die Apostel von der Trauer über den Tod ihres Herrn, über Zweifel an Seiner Auferstehung und der Freude an Seiner erneuten Gegenwart gehen, bis sie beim endgültigen Abschied des Herrn von dieser Welt mit großer Freude erfüllt waren! Beim Abschied fließen doch eher Tränen.
Der Herr wurde zum Himmel emporgehoben, während Er sie segnete.
Petrus hat über die wesentliche Wirkung des Segens vor der Menge gepredigt, die über die Heilung des Gelähmten außer sich vor Staunen war: „Für euch zuerst hat Gott seinen Knecht erweckt und gesandt, damit er euch segnet und jeden von seiner Bosheit abbringt“ (Apg 3,26).
Ein Gelingen der ihnen aufgetragenen Mission ist nicht die wesentliche Wirkung des Segens, sondern die Abwendung vom Bösen und Hinwendung zum Herrn.
Im ersten Petrusbrief wird dies nochmals bestätigt: „Vergeltet Böses nicht mit Bösem oder Schmähung mit Schmähung! Im Gegenteil: Segnet, denn dazu seid ihr berufen worden, dass ihr Segen erbt“ (1 Petr 3,9).
Der Segen bewirkt die Verwandlung des Menschen und richtet ihn auf den Herrn hin aus. Durch den Segen schenkt Gott immer wieder neu Abkehr vom Bösen und Anteil an Seinem göttlichen Leben, das Liebe ist. Diese Liebe Gottes ist ohne jegliche Eigenliebe. Sie ist Hingabe in der Allerheiligsten Dreifaltigkeit und strömt in die Apostel und Jünger, die sie im Segen aufnehmen wollen.
Der Pfarrer von Ars hatte Visionen, von denen er nie sprach, die aber doch durch Zeugen überliefert wurden.
Am 8. Mai 1840 besuchte ihn Stephania Durié in Ars. Sie brachte ihm viel Geld für die Missionsgründungen mit. Vianney war allein im Pfarrhaus. Sie ging leise die Treppe hinauf und wurde Zeugin eines Zwiegespräches zwischen Vianney und einer Person, die mit zarter Stimme sprach: „Was möchten Sie haben?“ fragte die Stimme. „O meine gute Mutter,“ erwiderte der Pfarrer, „ich erflehe von dir die Bekehrung der Sünder, deinen Beistand für die Bedrückten, die Stärkung der Kranken und ganz besonders jener Person, die schon seit langem leidend ist und die sich danach sehnt, entweder zu sterben oder wieder gesund zu werden.“ „Sie wird wieder gesund werden – aber erst später;“ erklärte die Stimme.
Stephania Durié sah dann eine wunderschöne Frau in einem weißen Gewand, mit goldenen Rosen bestickt, mit einer Krone von Sternen umgeben. Sie vergewisserte sich bei Vianney, dass dies die Muttergottes gewesen sei. Er aber verbot ihr, darüber zu sprechen. Die Heilung ihrer Krebskrankheit, die Maria angekündigt hatte, trat drei Monate später am 15. August 1840 ein. Dieser Bericht ist in den Akten des Seligsprechungsprozesses enthalten.°²
Die Visionen brachten Vianney große Tröstungen in seinem ständigen Kampf um das Heil der Seelen. Aber in seiner geistlichen Feinfühligkeit erkannte er sofort die Gefahr, sich dieser Tröstungen für sich selbst zu bedienen. Das Ziel ist immer, Gott um Gottes wegen zu dienen, also völlig selbstlos, den Blick nur auf Gott gerichtet und auf das Heil des Nächsten.
Die Freude der Apostel bei der Himmelfahrt des Herrn zeigt, dass sie diese Wandlung in ihrem Herzen erlebt haben. Sie wollen Gott um Gottes willen dienen, in der Kraft des Segens sich immer wieder neu von der Bosheit abwenden, diesen Segen weitergeben und so zum Segen zu werden, damit auch andere ein Segen sein können.
Stellen wir uns mit den Aposteln und dem Pfarrer von Ars am Ende jeder Heiligen Messe ganz bewusst unter den Segen des Herrn, damit Er unser Herz verwandelt, sodass wir Gott allein suchen und Ihm um Seiner selbst willen dienen wollen.
25.04.2025 ih
Aus: Monseigneur L. Christiani „Saint Jean-Marie Vianney – Curé d’Ars , 1958, S.139
ebenda S.140ff