„Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich ihn ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast.“ Joh 17, 22f
„Vereinigung mit Jesus Christus, Vereinigung mit seinem Kreuz: hier liegt unser Heil!“ ° Pfr. von Ars
Die Worte des hohepriesterlichen Gebetes Jesu Christi erwärmen unser Herz, wenn Herrlichkeit und Einheit uns zugesprochen werden.
Als Judas aus dem Abendmahlssaal hinausgegangen war, sagte Jesus: „Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht und Gott ist in ihm verherrlicht. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, wird auch Gott ihn in sich verherrlichen und er wird ihn bald verherrlichen (Joh13,31f)“.
Die Stunde des Verrates, die Stunde der Kreuzigung ist die Stunde der Verherrlichung des Gottessohnes durch den Vater. Das also ist Verherrlichung: im Willen des Vaters bleiben in unvorstellbarem Leid, Hass und Ablehnung. Außerhalb der Stadt vernichtet werden, nicht mehr zur Gemeinschaft der Gemeinde gehören. Menschlich wird dies immer unbegreiflich bleiben. Lediglich im Heiligen Geist können wir erahnen, was dies wirklich bedeutet.
Die Sünde hat unvorstellbare Schäden in dieser Welt angerichtet, die offenbar nur durch das Leiden Jesu geheilt werden konnten. Auch das verstehen wir nicht. Wir können nur im Glauben annehmen, dass Gottes Liebe das Größte für uns getan hat, was möglich war, und das ist der Weg durch Leiden und Kreuz.
Der Pfarrer von Ars hat diese Weisheit immer tiefer erfahren und vor allen Dingen gelebt. Er hat die schrecklichen Folgen der Sünde und die gnadenhafte Heilung durch Christi Tod und Auferstehung, besonders im Sakrament der Versöhnung erkannt.
Die Einheit mit dem Vater in Jesus Christus ist ein Geschenk der Gnade, das wir aber durch unsere Mitwirkung annehmen müssen. Es ist der Weg der Umkehr ein ganzes Leben lang bis in scheinbar kaum beachtete Sünden hinein, durch die wir noch von Gott getrennt sind.
Eine Frau, die zur Beichte nach Ars kam, litt unter einer bestimmten Krankheit, die sie von einem sogenannten „Wunderdoktor“ behandeln ließ. Das ihr verschriebene Medikament nahm sie auf den Weg mit. Unterwegs kamen ihr jedoch Bedenken und sie versteckte das Fläschchen in einem Gebüsch. Mit aller Sorgfalt hat sie sich in Ars auf die Beichte vorbereitet. Nach der Beichte aber hörte sie aus dem Munde des Pfarrers: „Ja, liebes Kind, aber von dem Fläschchen, dass Sie in dem Gebüsch versteckt haben, sagten Sie nichts.“ Die Frau war völlig niedergeschmettert und hat auch dies bekannt und mit großer Zerknirschung die Absolution empfangen°²
Kennen wir diese Situation nicht? Es kommt uns etwas in den Sinn, was wohl doch nicht in Ordnung war vor den Augen Gottes. Der nächste Gedanke: das ist doch nicht so schlimm. Aber um beim Beispiel des Heilmittels zu bleiben, ist gerade in unserer heutigen Zeit auch hier sehr viel Aufmerksamkeit erforderlich. Manches, was angeboten ist, wurde hergestellt mit Kräften von unten. Eine große Wachsamkeit ist aber in allen Bereichen auf unserem Weg notwendig. Der Heilige Geist gibt uns immer wieder Impulse, auf die wir achten müssen, um wirklich im Vertrauen auf den Vater zu leben, auch wenn uns Leid innerer und äußerer Art zugemutet wird. So kann der Herr auch durch uns die Einheit der Kirche aufbauen, damit die Welt Ihn als vom Vater gesandt erkennen kann und zum Glauben an Ihn kommt.
2.05.2025 ih
° Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet 1959, S.62
Monseigneur L. Christiania, Pfarrer von Ars Wie er wirklich war, 1958, S. 109