„Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben und wir werden zu ihm kommen und bei ihm Wohnung nehmen. Wer mich nicht liebt, hält meine Worte nicht.“ Joh 14, 23f
„Ich weiß, dass wir schwach sind, dass wir in Sünden fallen können. Und doch ist es unsere Schuld, weil der liebe Gott uns seine Gnade nicht verweigert… Denn man hat ja alle Mittel wieder herauszufinden.“ °Pfr. von Ars
Die Liebe zum Herrn ist also nichts anderes als Sein Wort zu halten. Und da wird es für uns schwierig. Wir möchten den Herrn lieben und folgen doch so oft bewusst und unbewusst nicht Seinen Worten, sondern unseren eigenen Ideen und Vorstellungen, sogar in der Überzeugung, Gottes Willen zu erfüllen.
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“
(Joh 1,1).
Der Beginn des Johannesevangeliums zeigt uns, dass das Wort zuerst Jesus Christus selbst ist und dann erst die Worte, die Er gelehrt hat. Dies ist für uns wahrhaft tröstlich. Wenn es nicht so wäre, wäre jede unsere Sünden das Ende unserer Liebe zum Herrn. Die Sünde trübt zwar unsere Liebe zu Gott, löscht sie aber nicht aus, wenn unser Blick immer wieder neu auf Jesus Christus und durch Ihn auf den Vater in der Kraft des Heiligen Geistes ausgerichtet ist.
Die Hinwendung zuerst auf Gott verändert uns bis in die tiefsten Tiefen unseres Herzens. Dies können wir beim Pfarrer von Ars lernen.
Eine Person, die ihn häufig aufgesucht hat, machte folgende Erfahrung: „Eines Tages, wo er in besonderer Weise mir sein Vergnügen darüber kundtat, dass ich gekommen sei, regte sich in mir sehr die Eigenliebe über diesen liebevollen Empfang. Aber er durchschaute mich auch darin; er antwortete auf meine Gedanken durch die Bemerkung, er freue sich über meinen Besuch, weil mein Schutzengel gegenwärtig sei.“ °²
Diese Feinheit der Unterscheidung in der von Gott gewollten Freude unserer Einheit in Ihm allein und in der Freude der Eigenliebe ist für uns geradezu unfassbar. Und doch vollendet sich alle unsere Freude allein im Herrn. Und in Ihm werden wir die, mit denen wir innig verbunden sind, in einer solchen Einheit und Liebe begegnen, wie wir das aus eigenen Kräften niemals könnten.
Der Herr lässt uns mit Seinem für uns unerfüllbaren Anspruch der vollkommenen Liebe nicht allein, wenn Er uns zusichert, dass Er uns Seinen Frieden gibt, wie die Welt ihn nicht geben kann, und bekräftigt: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht (Joh 14, 27)“.
Der Herr selbst wird in uns vollbringen, was wir nicht können. Schauen wir voll Vertrauen immer wieder mit dem Pfarrer von Ars auf Jesus Christus, der das Bild des Vaters in dieser Welt ist und glauben wir, dass Er unsere Sehnsucht, in Seiner Liebe zu leben, stillen wird.
23.04.2025 ih
Aus: °Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet,1959, S. 173
°² Alfred Monnin, Leben des im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 1863, 2. Bd., S, 256f