4. Sonntag der Osterzeit 11.05.2025 Lesejahr C

„In jener Zeit sprach Jesus: Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. Ich gebe ihnen ewiges Leben.“ Joh 10,27
„Man muss immer Gott anschauen, Jesus Christus nachahmen, sich selbst opfern.“°
Pfr. von Ars

Wie wohltuend sind die Worte des heutigen Evangeliums: Jesus kennt uns, Er gibt uns ewiges Leben, wir werden niemals zugrunde gehen. Diese Worte schenken am heutigen Guter-Hirte-Sonntag Geborgenheit und Freude.
Aber hören wir auch wirklich auf den Herrn? Denn Seine Schafe hören auf Seine Stimme.
Mit Adam und Eva hat das Drama der Menschheit begonnen. Sie haben zwar Gottes Stimme gehört, aber auf Ihn nicht gehört. Dies zieht sich durch die Jahrhunderte weiter – bis heute.
„Ja, selig sind vielmehr, die das Wort Gottes hören und es befolgen (LK11,28).“ So gab Jesus dem Lob einer Frau, die den Schoß, der ihn getragen und die Brust, die ihn genährt hat, seligpries, eine tiefere und unbegrenzte Weite. Das Hören erfordert unbedingt die Nachfolge des Herrn in der Teilnahme am Opfer Jesu von Seiner Geburt bis zum Tod am Kreuz.
Der Pfarrer von Ars hat die Einheit mit Gott immer auf diese Weise verstanden. Da er seine eigene Schwachheit kannte, hat er auf diesem Weg nicht auf sich vertraut. Seine Kraft bezog er im Blick auf Gott in stundenlanger Anbetung mit so großer Innigkeit, dass die Gläubigen überzeugt waren, er sähe wirklich den Herrn. Wenn er lehrt, dass man immer Gott anschauen muss, so galt dies aber nicht nur für die Anbetung, sondern für sein ganzes Leben.
Wenn der Herr uns zur Nachfolge einlädt, erwartet Er nicht, dass wir uns immer noch mehr anstrengen. Erschöpfung, Entmutigung und Resignation wären die Folge.
„Wenn man den ersten Schritt getan hat, wenn man etwas davon ertastet hat, wie schwer ist es dann, loszukommen“ °².
Aber auch beim ersten Schritt zieht uns die Gnade Gottes. Je mehr wir auf Gottes Kraft vertrauen, umso mehr dürfen wir auch heute spüren, dass der Herr es in uns vollbringt, aber immer wieder auf unser Ringen und unsere Zustimmung in Geduld wartet.
Der Pfarrer von Ars hat auf diesem Weg die Erfahrung gemacht, dass Gott sich selbst um seine Aufgaben gekümmert hat. Er bekam sehr viele Briefe, die er aus Zeitmangel nicht beantworten konnte. Manchmal halfen dabei Mitarbeiter. Wenn aber Gläubige um sein Gebet baten, erhielten sie niemals Antwort. Und doch kamen dann sehr oft Dankbriefe für die gewährte Erhörung in ihren großen Anliegen°³. Gott selbst nimmt sich der Aufgaben derer an, die ganz mit Ihm vereint sein wollen, trotz ihrer Schwächen und Sünden.
Wie tröstlich, dass Gott unsere Armut kennt und trotzdem ganz mit Seinem Geschöpf vereint sein möchte. Mit dem Heiligen Pfarrer von Ars danken wir Jesus, dass Er wirklich unser Guter Hirte ist, dem wir unser ganzes Leben anvertrauen können.
9.04.2025 ih

Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S. 96
°² ebenda S.96
°³ Joseph Vianey, Le Bienheureux Cure`d’Ars, 1923, S.164