3. Sonntag der Osterzeit 4.05.2025 Lesejahr C

„Amen, amen ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.“ Joh 21, 18

„Das sichere und einzige Mittel, Gott zu gefallen ist, in allen Lebenslagen seinem Willen unterworfen bleiben. Bei den einen ist‘s eine Krankheit, die ihnen zur Prüfung gereicht und sie reinigt. Bei anderen die Armut, bei diesen ist es Unwissenheit und Verachtung, die sie bedauerlicherweise unter den Kindern dieser Welt finden, bei den anderen innerliches Leiden und Gewissensängste. Bei allen ist es das Leid in seinen verschiedensten Arten und Möglichkeiten.“ ° Pfr. von Ars

Wir haben uns daran gewöhnt, in diesem Evangelium die Umkehr des Petrus durch das Bekenntnis seiner Liebe zum Herrn und seine Berufung in das Hirtenamt für die ganze Kirche zu sehen. Aber der Herr spricht immer auch zu uns. Denn zur Nachfolge sind wir alle berufen. Auch jeden von uns fragt der Herr: liebst du mich? So wie Petrus sind wir überzeugt, dass wir den Herrn lieben, bis wir unsere Untreue in mehr oder weniger wichtigen Situationen erkennen.
Der Wille ist das einzige, was wirklich uns gehört, so lehrt der Pfarrer von Ars. Und diesen unseren Willen sollen wir dem Willen des Herrn einfügen, immer intensiver, bis wir ganz mit Gott eins geworden sind.
Es muss nicht das Martyrium sein, das der Herr dem Petrus andeutet. Es sind die vielen Situationen im Alltag, bei denen wir, oftmals ohne es zu bemerken, nach unserem eigenen Willen handeln und ihn sogar für den Willen Gottes halten können.
Die Unterscheidung ist alles andere als leicht. Ohne das Gebet zum Heiligen Geist werden wir wohl kaum den Willen Gottes erkennen können.
Darüber hinaus ist Aufmerksamkeit erforderlich, die wächst, wenn wir sie wachsen lassen. Unser Widerstand gegen irgendwelche Umstände, Aufträge, Arbeiten, Nöte im Alltag zeigt uns, dass wir nicht das wollen, was Gott will.
Der Pfarrer von Ars hat dies seinen Gläubigen deutlich vor Augen geführt. Für ihn ist das sichere und einzige Mittel, Gott zu gefallen, in allen Lebenslagen Seinem Willen unterworfen zu bleiben. Es gibt viele Situationen, denen wir ausweichen möchten, und wenn es nur ein Stau im Straßenverkehr ist. Wenn wir im ersten Augenblick ungeduldig werden, sollten wir dies sofort korrigieren. Wir können diese Geduldsprobe ganz bewusst annehmen und Gott schenken, der für uns unendliche Geduld hat.
Schwieriger wird es, Schicksalsschläge, ernste Krankheiten in Geduld anzunehmen.
Der Pfarrer von Ars geht sogar noch weiter, wenn er sagt: „Man muss sich glücklich schätzen, zu leiden, denn dies ist der Wille Gottes.°²
Einen solchen Blick haben Heilige, die uns lehren, dass dies nicht nur für sie, sondern auch für uns gilt. Wenn wir leiden, sind wir beim Herrn, der gelitten hat. Er hat nicht nur am Kreuz gelitten, sondern sein ganzes Leben lang. Wenn der hl. Josef im Gebet nicht so lange gerungen hätte, bis ein Engel des Herrn ihm Klarheit gab, so wäre Jesus wohl nicht auf die Welt gekommen trotz Marias Fiat. Ablehnung hat den Herrn von Seiner Geburt bis zu Seinem Tod begleitet. In unseren Leiden können wir auf das Leben Jesu schauen. Dieser Blick zeigt uns, wie nahe der Herr uns ist.
So wie Petrus in seiner Hingabe an den Herrn schwankend war und der Herr ihn nie verworfen hat, so wird Er auch uns niemals verwerfen, wenn wir schwach werden und unserem eigenen Willen folgen. Er wird uns nachgehen und wieder neu einladen, an Seiner Seite zu bleiben.
Danken wir dem Herrn für Seine unendliche Geduld mit uns. Bitten wir Ihn mit dem Hl. Pfarrer um eine größere Treue zu Seinem Willen ab heute.
1.04.2025 ih
Aus: Jean Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.89
°² ebenda S.90