„Amen, ich sage euch: Unter den von einer Frau Geborenen ist kein größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er.“ Mt 11,11
„Wir sind ein Teil von Ihm selbst.“ °Pfr. von Ars
Liturgisch ist Johannes der Täufer aus der Adventszeit nicht wegzudenken, weist er doch auf Jesus hin wie kein anderer und doch ist dies kaum im Bewusstsein der Gläubigen verankert. Eine volkstümliche Bedeutung wie der hl. Martin hat er nie erreicht. Er wird als der ganz strenge Mahner zur Umkehr gesehen, der eher gefürchtet als geliebt ist.
Wenn aber nach den Worten Jesu unter den von einer Frau Geborenen kein größerer aufgetreten ist als Johannes der Täufer, können wir versuchen, diese Aussage ein wenig zu verstehen. Jesus bezeichnet ihn als den Elija, der wiederkommen soll (Mt 11,14). Elija fuhr in einem feurigen Wagen mit feurigen Pferden im Wirbelsturm zum Himmel empor. Elischa, der dies sah, rief laut: Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und seine Reiter! (2 Kön 2,11). So wie im Feuer der Gottesliebe Elija Vater war, um das Volk dem himmlischen Vater zuzuführen, so gilt dies auch für Johannes den Täufer. Seine manchmal harten Worte sollen Menschen aufrütteln zur Umkehr für das ewige Heil. Übersehen wird aber oft seine Milde. Er erwartet nichts Unmögliches von den Menschen. Die Zöllner sollen nicht mehr verlangen, als festgesetzt ist. Die Soldaten sollen niemanden misshandeln oder erpressen (Lk 3,12ff). Allein mit diesen Maßnahmen könnten viele ausgebeutete Menschen aufatmen. Wenn er nur Drohpredigten gehalten hätte, wäre nicht das ganze Volk zu ihm hinausgeströmt. Sie haben die väterliche Sorge Johannes des Täufers gespürt, der sie zu einem gelingenden Leben, aber noch mehr zum Vaterhaus hinführen will. Ohne Umkehr ist dies nicht möglich. Das Maß der Umkehr ist jedoch deutlich verschieden für Pharisäer und Schriftgelehrte und das allgemeine Volk. Johannes ist so Prophet und Vater für das Volk.
Er wird jedoch einen anderen Tod als Elija erleiden durch Hinrichtung mit dem Schwert ohne Urteil. So ist er in seiner Person selbst die Vorbereitung für den Weg des Herrn für den grausamen Tod am Kreuz.
Jesus kam, um uns in die Einheit mit dem Vater, die durch den Sündenfall verloren war, wieder zurückzuführen. Wir sollten wieder ein Teil von Ihm selbst sein, wie Pfarrer von Ars sagt. Als Prophet und Vater ist Johannes Ihm vorausgegangen.
Als mahnender Prophet und liebender Vater hat auch Vianney, der bewusst bei seiner Firmung den Namen Baptist gewählt hatte, den Menschen Erleichterung in ihren Nöten verschafft und noch mehr sie zur Umkehr auf den Weg in den Himmel angeleitet. Viele Bekehrungen durch den Heiligen Pfarrer berichtet Alfred Monnin in seiner Biografie. Einen besonders hartnäckigen Widerstand eines Mannes gegenüber dem Angebot der Beichte konnte Vianney auf seine ihm eigene Weise durchbrechen: „Der hl. Priester heftete einen scharfen, durchdringenden Blick auf ihn, in dem sich die Milde eines Vaters und die Blitze eines Propheten vereinigten und sagte zu ihm, auf den Beichtstuhl zeigend: setzen Sie sich da.“ Der Widerstand blieb. Erst als der Mann am nächsten Tag Vianney am Altar gesehen hatte, wandte sich sein Herz. Begleitet war diese ganze Umkehr von jahrelangen Gebeten der Ehefrau.°²
Wie oft wünschen sich Menschen die Umkehr ihres Ehepartners, der Kinder, der Enkel. Der Heilige Pfarrer möge uns helfen, im Gebet zuerst für die eigene Umkehr und dann die Umkehr anderer im Feuer der Hingabe und der Milde der Geduld nicht nachzulassen. Dann wird die Geburt Jesu neu in den Herzen geschehen, wann der Herr es bestimmt hat.
5.11.2025 ih
Aus: °Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.58
°²Alfred Monnin Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd., 1863, S.127ff
