23. Sonntag im Jahreskreis 7.09.2025 Lesejahr C

„Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein.“ Lk 14,26

„Wenn wir Gott so lieben würden, wie es sein soll, wären wir ihm gegenüber großherzig‘- derart dass wir ‚den Tod der Untreue vorziehen‘-, würden wir ihn mehr lieben als uns selbst, mehr als unser Leben; wir wären immer bereit, alles zu opfern, um ihm zu gefallen oder um ihn nicht zu beleidigen. Nichts ist fähig, den von seinem Gott zu trennen, der ihn ‚mit einer wahrhaften Liebe liebt‘.“ °
Pfr. von Ars

Die Worte Jesu klingen hart. Er, der die Liebe predigte und lebte, lehrt nun, auch die eigene Familie und sogar das eigene Leben gering zu achten, wenn wir Seine Jünger sein wollen.
Jesus hat selbst in einer Familie in Ehrfurcht und Liebe zu seiner Mutter Maria und seinem Pflegevater Josef gelebt. Er hat gelehrt, den Nächsten zu lieben, wie wir uns selbst lieben. Er geht sogar noch weiter und gibt uns das Gebot, einander zu lieben, so wie Er uns geliebt hat (Joh15,12) und Er ist für uns ans Kreuz gegangen.
Gering achten ist also nicht absolut zu verstehen, sondern in einer relativen Bedeutung unserer Liebe zu Gott.
Das haben die Christen, besonders die Märtyrer, von Anfang an verstanden, die nicht durch die Tränen ihrer Angehörigen vom Zeugnis für Christus abgelassen haben, sondern dem Tod einem Leben in der Familie vorgezogen haben, um in der Nachfolge des Herrn zu bleiben. Auch heute leben weltweit viele Christen diese Treue bis zum letzten. Christus gibt dazu die Kraft, denn ohne Ihn kann das niemand.
Aber auch wenn wir wegen der Nachfolge Jesu nicht unmittelbar vom Tod bedroht sind, gilt Jesu Lehre auch für uns. Wie viele Erwartungen haben doch oft Familien an den einzelnen, ohne zuerst nach dem Willen Gottes zu fragen. Da sind viele irdische Gedanken im Vordergrund. Der Herr aber möchte uns in Seine Freiheit mitnehmen, in der Er auch Maria große Schmerzen zugemutet hat, als sie unter dem Kreuz stand. Er hat den Heilsplan des Vaters für alle Menschen erfüllt und nicht die Liebe Seiner Mutter an den ersten Platz gestellt.
Die erste Platz gehört aber auch keinesfalls den eigenen Wünschen und Ideen, sondern immer Gott in allen Lebenssituationen. Und es bleibt eine ständige Aufgabe, im Heiligen Geist Gottes Willen zu erkennen und darin zu leben.
Der Pfarrer von Ars ist uns hierbei ein großes Vorbild.
Er schrieb am 7.11.1823 an Mutter Fayot, die ihn in bedrängter Zeit und unter eigener Gefahr in Les Noes aufgenommen hatte, einen herzlichen Dankesbrief. Er suchte auf jede nur erdenkliche Weise seine Dankbarkeit gegenüber seiner „lieben Wohltäterin“ zum Ausdruck zu bringen. Später kaufte er einer ihrer Töchter, die bei ihm in Ars vorsprach, einen seidenen Schirm zum Andenken an all die Fürsorge, die ihm von ihrer Mutter zuteil geworden war.
Später bat seine Wohltäterin ihn um Hilfe für Ihre Tochter Claudine Fayot, die langsam dahinsiechte.
„Die Erde zählt nicht!“ sandte Vianney als Antwort zurück. Kurz darauf starb Claudine eines heiligmäßigen Todes.°²
Diese Art der Nachfolge durch den eigenen Schmerzen hindurch hat Vianney uns vorgelebt. Er wird uns helfen, den je eigenen Weg zu erkennen und mit Hilfe seiner Fürsprache zu gehen.
5.08.2025 ih

°Aus: Monseigneur Convert, ma retraite avec le saint curé d’ars, Nachdruck 1998,
S.104, übersetzt ih
°²Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001, S. 376, 378