„Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.“ Lk 11, 9f
„Wir sind wie die kleinen Kinder, wir verstehen es nicht, den Weg zum Himmel zu gehen. Wir taumeln, fallen, wenn die Hand des lieben Gottes nicht immer da ist, um uns zu stützen.“ °
Pfr. von Ars
Haben wir uns schon einmal bis ins Herz treffen lassen, dass Gott unser Vater ist? Gerade wenn wir oft das Vaterunser beten, besteht die Gefahr der Routine, sodass uns Wesentliches verborgen bleibt.
Schon im Lied des Mose kurz vor seinem Tod leuchtet das Bild des Vaters für Gott auf und zeigt uns Gott in Seiner großen Zärtlichkeit: „Ist das euer Dank an den Herrn, du dummes verblendetes Volk? Ist er nicht dein Vater, dein Schöpfer?...Er fand ihn (Jakob-sein Volk)) … in der Wüste, wo wildes Getier heult. Er hüllte ihn ein, gab auf ihn Acht und hütete ihn wie seinen Augenstern, wie ein Adler … seine Schwingen ausbreitet, eines von ihnen aufnimmt und es auf seinem Gefieder trägt. Der Herr allein hat Jakob geleitet“ (Dtn 32,6;9ff).
Und doch hatte das Volk auf dem Weg durch die Wüste viel gelitten und Mose musste viele Krisen mit diesem störrischen Volk durchstehen. Aber Mose ist es am Ende seines Lebens gelungen, von Gott her auf die Welt und das Leben zu schauen. In dieser Perspektive hat er die unermessliche Güte Gottes gesehen.
Mose singt das Lied über Gott den Vater. Jesus lehrt uns zu Gott als unserem Vater zu beten. Ein unerhörtes Geschenk!
Doch haben wir die gleichen Probleme wie das Volk in der Wüste damals. Wir beten und scheinen keine Erhörung zu finden. Wie oft hatten wir schon solche Gedanken! Wie viele haben dann das Gebet aufgegeben. Es habe ja doch keinen Sinn.
Der Pfarrer von Ars hat in seiner innigen Beziehung zum Vater immer tiefer die Liebe Gottes in seinem Leben für sich und seine Gemeinde erkannt und darunter gelitten, dass er die väterliche Sorge nicht für alle erfahrbar machen konnte. Nicht nur im Gebet hat er für seine Gemeinde darum gerungen, sondern auch im Alltag versucht, seine Nächstenliebe zu verbergen, so wie Gottes Liebe uns auch oft verborgen ist.
Mit Vorliebe half er Mutter Bichet, einer blinden Frau, die neben der Kirche wohnte „weil er ihr Almosen reichen konnte, ohne dass sie den Wohltäter erkannte.“ „Er trat leise zu ihr hin, legte seine Gabe - Lebensmittel oder Geld - in ihre Schürze und zog sich, ohne ein Wort zu sagen, wieder zurück. Die gute Blinde meinte, es mit einer Nachbarin zu tun zu haben und sagte jedes Mal: „Danke, mein Schatz, danke vielmals!“ Darüber lachte der Pfarrer im Fortgehen aus ganzem Herzen. °²
Nicht nur der Humor des Heiligen Pfarrers kommt hier zum Leuchten, sondern noch mehr das Streben darum, die verborgene Liebe Gottes sichtbar zu machen, sodass der Blick nicht zuerst auf den Mangel gerichtet wird, sondern auf den Überfluss der Liebe Gottes.
Versuchen wir mit dem Pfarrer von Ars bewusst auf alles zu schauen, was wir von Gott empfangen. Es wird auch dann schwierig sein, das Leid als Geschenk Gottes zum Heil für die Ewigkeit zu erkennen und anzunehmen. Das Kreuz bleibt! Aber der Vater wird uns die Gnade des Vertrauens auf Seine Liebe schenken, wenn wir Ihn darum bitten.
23.06.2025 ih
°Aus: Jean-Marie Vianney Pfarrer von Ars, hrsg. Bernard Nodet, 1959, S.74
Francis Trochu, Der Pfarrer von Ars, 2001, S.411