„Selbst den Staub eurer Stadt, der an unseren Füßen klebt, lassen wir euch zurück; doch das sollt ihr wissen: Das Reich Gottes ist nahe.“ Lk 10,11
„Man muss sich von der Welt entfernen, sich nicht den Versuchungen aussetzen… ein guter Christ verliert nicht die Gegenwart Gottes, er sagt sich: ‚Gott sieht dich‘; er betet, betet den Rosenkranz und bittet den Guten Gott um seine Hilfe, um ihn niemals zu beleidigen.“ ° Pfr. von Ars
Mission war eines der großen Anliegen von Papst Franziskus, in gleicher Weise jetzt auch für Papst Leo. Mission betrifft nicht nur die ausgesandten Jünger und alle, die im Laufe der Jahrhunderte in die Welt gezogen sind, um das Evangelium zu verkündigen. Es geht uns alle an, wenn auch in einer anderen Weise. Unser Leben und unsere Worte sollen Zeugnis geben, von dem was wir glauben. Die Botschaft Jesu ist ein Angebot an jeden Menschen zu seinem ewigen Heil, die er annehmen oder aber auch ablehnen kann.
Wir machen heute leider sehr viele schmerzliche Erfahrungen bei der Weitergabe des Evangeliums.
Wer ständig mit Menschen zusammen ist, die sich nur negativ über Kirche und Glauben äußern, läuft Gefahr, innerlich irgendwann angesteckt zu werden. Es gibt auch noch andere Situationen, die uns schleichend von der Botschaft Christi entfernen. Ein Beispiel ist die ganze esoterische Welle, die sich immer mehr ausbreitet.
Papst Benedikt hat als Kardinal schon vor vielen Jahren auf die Gefahr der esoterischen Bewegungen hingewiesen. Der grundlegende Unterschied zwischen dem Evangelium und den esoterischen Heilsversprechen ist gewaltig. Als Christen erwarten wir alles vom Herrn in Vertrauen und Demut. Bei den esoterischen Praktiken geht es im Wesentlichen immer um Selbsterlösung, die durch die angebotenen Übungen erreicht würde. Dann ist es sicher ratsam, zum eigenen Schutz den Kontakt zu verringern oder zu beenden. So ist wohl das Wort des Herrn zu verstehen, dass die Jünger selbst den Staub an ihren Füßen der Stadt zurücklassen. Falls das nicht möglich ist, ist nach den Worten des Heiligen Pfarrers die Intensivierung des Gebetes nötig.
Entscheidend bleibt die Grundhaltung zur Freiheit. Auch für jeden, der ganz andere Wege geht, ist das Reich Gottes nahe. Gottes Angebot zu Umkehr bleibt immer bestehen. Es sollten keine Feindschaften entstehen. Die Liebe zum Nächsten trotz Schmerz durch die Ablehnung des Glaubens kann so manches Herz berühren.
So hat der Pfarrer von Ars sehr viele Bekehrungen erreicht. Sehr oft sind die Sünder nicht mehr in ihre frühere Umgebung zurückgekehrt, um ein neues Leben beginnen zu können. Ein ganz beeindruckendes Beispiel einer langen Bekehrungsgeschichte eines Ordnungsmannes kam kurze Zeit nach dem Tode Vianneys in Ars an. Der Mann war nach seiner ersten Kommunion in eine Lehre bei einem Verwandten gekommen, der gar keine Religion hatte und dessen Arbeiter ihn bald schon im Bösen unterrichteten. Er ging noch viele Irrwege. Seine gläubige Mutter betete Tag und Nacht für ihn, lange Zeit ohne Erfolg. Dann gelang es jedoch, ihren Sohn zu einer Reise nach Ars zu bewegen. Bei einer Katechese begegneten sich seine Augen mit den Augen Vianneys.
„Sein Blick war so lebendig und durchdringend, dass er mich erschütterte. Es war mir, als hätte er im Innersten meines Herzens lesen können, und ich war schon nicht fern davon, zu glauben, dass es wahr sei, was ich hatte sagen hören, er könne sehen, was im Gewissen vorgehe.“°²
Vianney selbst zog den Mann in den Beichtstuhl. „Meine Knie beugten sich von selbst; es war eine maschinenartige Bewegung. Ich machte das h. Kreuzzeichen und saß dort ohne Bewegung und Sprache. Der Pfarrer richtete eine kurze und eindringliche Ermahnung an mich. Er bat mich, das Bild dazu betrachten, das den Heiland am Kreuze darstellte. Dann zerfloss er in Tränen, und die erreichten mein Herz. Ich wusste nicht, wo ich war, und ich begriff nicht, was in mir vorging. Als der h. Priester sah, dass ich weinte, sagte er mir, ich möge vor dem Altar der heil. Philomena … beten. Ich ging: …. das war der Ort und die Stunde, wo die Gnade triumphierte.“ Es dauerte aber noch einige Monate, bis der Mann die Absolution erhielt. Auf den Rat des Hl. Pfarrers ist er bei den Maristen eingetreten.
Der Heilige Pfarrer lehrt uns, im Ringen um das Heil eines Menschen durch Gebet und Liebe der Gnade des Herrn den Weg zu bereiten. Gehen wir mit ihm diesen Weg! Auch wenn wir keine „Erfolge“ sehen. Der Herr wird unser Ringen für die Mission fruchtbar machen.
2.06.2025 ih
Aus: Mgr René Fourrey, Ce que prêchat le Curé d’Ars, 2009, S. 227, übersetzt ih
°² Alfred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.124f