„Stimme eines Rufers in der Wüste: bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt und jeder Berg und Hügel abgetragen werden.“
Lk 3,4f
„Seine Pfarrkinder bemerkten, dass man ihm nur irgendwelche Mühen und Demütigungen verschaffen musste, um schon ein besonderes Recht auf sein Wohlwollen zu erlangen.“°
Das Auftreten des Johannes wird hineingestellt in das Wirken der weltlichen und geistlichen Größen seiner Zeit. Eigentlich sind die damals Mächtigen sogar nur der Rahmen für die Bedeutung des Rufers in der Wüste, der nicht in seinem Namen spricht, sondern im Auftrag Gottes kommt. Er ist nur die Stimme Gottes, ganz Werkzeug Gottes. Der eigentlich Große ist nicht Johannes, sondern Gott allein, mit dem sich keine irdische Macht vergleichen kann, wie mächtig auch immer sie erscheinen mag.
Der Pfarrer von Ars wollte wie Johannes dem Herrn den Weg bereiten und wählte dazu den Weg der Demut in einer solchen Absolutheit, dass wir darüber nur staunen können. Er erniedrigte sich sogar unter die Menschen, die wir zumindest im Herzen am liebsten ablehnen möchten, an denen wir leiden, die uns Unrecht tun. Dies war ihm ebenso wie bei Johannes nur möglich, weil er alles Gute allein dem Herrn zuschrieb, bei sich selbst aber seine Fehler und Ohnmacht erkannte.
Wir stutzen darüber immer wieder, warum Heilige sich als die größten Sünder ansehen. Und doch haben sie recht. Sie sehen in aller Klarheit, wozu sie fähig wären ohne die Gnade Gottes und wissen sich ausschließlich abhängig von der Barmherzigkeit Gottes.
Wie Johannes der Täufer ist auch der Pfarrer von Ars in seinem ganzen Sein Werkzeug Gottes.
Voraussetzung dafür ist, die Berge des Hochmuts und Stolzes in sich abtragen zu lassen durch die Demütigungen, die wir im Alltag immer wieder erfahren.
Für den Advent benötigen wir keine weiteren Frömmigkeitsübungen, für die doch meistens die Zeit fehlt. Bitten wir den Saint Curé, uns in dieser Adventszeit zu helfen, die täglichen Gelegenheiten für kleinere und größere Demütigungen nicht ungenutzt zu lassen, sondern mit Gelassenheit und Wohlwollen zu beantworten.
2.12.2018 ih
°Aus: Bernard Nodet, Jean-Marie Vianney, 1959, S.258