7. Sonntag der Osterzeit 21.05.2023 Lesejahr A

„In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sagte: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht!“ Joh 17,1
„Mag es auch dem himmlischen Vater gefallen haben,“ sagte Bossuet, „seine treuen Verehrer erst nach diesem Leben in sein ewiges Heiligtum aufnehmen zu wollen, so scheint es ihn dennoch zu gereuen, den Menschen zu einem so langen Leben verurteilt zu haben; er öffnet ihnen auch während dieses Lebens schon zum Voraus das Paradies, und lässt sie eines Lichtes und einer Seligkeit genießen, dass sie sagen können, ihre Wohnung sei im Himmel und ihr Wandel bei den Engeln.“ °Über den Pfr. von Ars


Die Stunde des Herrn hat zentrale Bedeutung im Johannesevangelium. Schon gleich am Beginn, bei der Hochzeit in Kana scheint der Herr den Hinweis Seiner Mutter auf den Mangel an Wein abzuweisen, da Seine Stunde noch nicht gekommen ist. Seine Stunde ist die Stunde des Todes. Und doch vollbringt der Herr sein erstes Zeichen, die Umwandlung von Wasser zu Wein in Fülle, damit das Hochzeitsfest gelingen kann. Dieses erste Zeichen ist die Frucht Seiner Todesstunde, die Stunde Seiner Verherrlichung.
In dieser Stunde offenbart der Herr Seinem Vater gegenüber Seinen vollkommenen Gehorsam in der Annahme von Leiden und Tod, um uns Menschen den Zutritt zum ewigen Hochzeitsfest beim Vater zu schenken.
Adam und Eva haben dem Vater den Gehorsam verweigert und damit sich von Gott getrennt. Sie selber waren als Geschöpfe nicht in der Lage, sich aus dieser Situation zu befreien.
Der Pfarrer von Ars sagte einmal, dass auch eine kleine Lüge durch die ganze Menschheit zusammen nicht gesühnt werden kann.
Die Liebe des Vaters ist größer als die gesamte Schuld der Menschen. Und der Sohn stellt sich in den Gehorsam, um den Ungehorsam des Menschen zu sühnen und zu heilen. In der Stunde des Todes leuchtet so die Herrlichkeit des dreifaltigen Gottes auf, der alles daran setzt, um den Menschen zu retten.
So bittet der Herr den Vater um Seine Verherrlichung, damit auch Er den Vater verherrlichen kann. Verherrlichung fließt also zwischen dem Vater und dem Sohn im Heiligen Geist.
Der Pfarrer von Ars hat sich schon in diesem Leben so tief in Gott versenkt, dass nach Meinung seiner Gemeinde der Himmel seine Wohnung war.
Und doch hat Jean Marie Vianney täglich äußerlich und innerlich tiefstes Leid erlebt. Mit logischem Denken ist dies nicht erklärbar oder vorstellbar.
Jemand fragte den guten Pfarrer: „Wie kommt man doch zu jener herrlichen Belohnung, von der Sie uns ein so schönes Bild entworfen haben?“ – „Mein Freund“, war die Antwort, „durch die Gnade und das Kreuz.“°²
Jean Marie Vianney offenbart hier sein Geheimnis, ganz im Gehorsam zu bleiben, auch im Leiden. Und er betont immer wieder, dass dazu keine großen asketischen Übungen, Geißelungen erforderlich sind. Es genügt, in der Gnade Gottes, die uns niemals fehlen wird, alles anzunehmen, was im Laufe des Tages an Unangenehmem, Schmerzlichem auf uns zukommt.
Der Pfarrer von Ars hilft uns, aus allem Widrigen Gewinn zu ziehen, um in die Herrlichkeit des Himmels zu gelangen und vielleicht auch schon hier einen Strahl dieses Lichtes zu sehen.
1.05.2023 ih
° Aus: Afred Monnin, Leben des im Jahre 1859 im Rufe der Heiligkeit verstorbenen
Pfarrers von Ars, Joh. Bapt. Maria Vianney, 2. Bd. 1863, S.391
Ebenda S. 394