21. Sonntag im Jahreskreis 21.08.2022 Lesejahr C

„Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid.“ Lk 13, 25

„Wie schön ist es, sich jeden Morgen dem lieben Gott als Opfer darzubringen und  alles anzunehmen zur Sühne für seine Sünden.“ °Pfr. von Ars

Erschreckend ernste Worte spricht Jesus auf seinem Weg nach Jerusalem. Damals waren Menschen noch bewegt von der Frage, ob sie gerettet werden. Ist diese Frage auch heute noch für uns existenziell? Sind wir nicht doch der Meinung, dass die große Barmherzigkeit Gottes zuletzt doch keinen vom Himmelreich ausschließen wird? So können wir die leise Stimme unseres Gewissens immer wieder zum Schweigen bringen, was – dem Herrn sei es gedankt – nie ganz möglich sein wird.

Nachdem der Herr die Jünger das Vaterunser  gelehrt hat, hat er versprochen, dass dem geöffnet wird, der anklopft (LK 11,10). Aber nun hören sie, dass es ein Zu-spät gibt. Ja, der Herr wird sogar leugnen, sie zu kennen, da alle Unrecht getan haben.

Gehen wir nicht zu schnell an diesen ernsten Worten vorbei, sondern nehmen wir sie ebenso als ein Geschenk der Liebe Gottes an wie die Worte Jesu, die leicht in unser Herz eindringen und es beleben.

Der Herr mahnt uns, mit allen Kräften durch die enge Tür zu gelangen und verleiht diesen Worten noch eine besondere Intensität, wenn Er lehrt, dass viele versuchen werden hineinzukommen und es ihnen nicht gelingen wird.

Ist das nicht geradezu entmutigend? Aber genau das will der Herr nicht, sondern uns helfen, ein Leben der Hingabe an den Vater zu führen.

Wir denken an das schwere Büßerleben so mancher Heiliger, auch des Pfarrer von Ars, zu dem wir einfach nicht fähig sind. Wir übersehen, dass gerade der Pfarrer von Ars, das Maß seiner Askese und Buße niemals von den Gläubigen verlangt hat. Er kannte die Schwäche des Menschen ganz genau und wusste sich selbst absolut abhängig von der Gnade Gottes, die mächtig in ihm wirkte.

Er lehrt uns, wie die oben zitierten Worte zeigen, dass es genügt, jeden Morgen Gott sich selbst und das Leben mit allem, was der Tag bringt, einfach zu überlassen und anzunehmen. Und damit sind durchaus nicht nur Leiden und Sorgen gemeint, sondern auch Dank und Freude. Schon der Psalmist betet: Herr, nimm gnädig an das Lobopfer meines Mundes (Ps 119, 108).

Jean-Marie Vianney lehrt auch, dass Gott seinen Erwählten alles zum Guten gereichen lässt. Selbst unsere Fehler können uns von Nutzen sein°²

Den Schmerz über unser eigenes Versagen können wir ebenfalls dem Herrn schenken und es wird dem Heil dienen.

Entscheidend ist die ständige Wachsamkeit, die Ausrichtung des Lebens immer wieder auf den Herrn, in allen Situationen, bei allen Begegnungen. Ein wiederholter kurzer Aufblick zum Herrn im Laufe des Tages kann uns dabei helfen.

Der Pfarrer von Ars hat bei jedem Stundenschlag Maria gegrüßt. Er möge auch uns helfen, immer wieder die Augen auf den Herrn und seine Mutter Maria zu richten.
27.07.2022  ih

Aus: °Jean-Marie Vianney, hrsg. Bernard Nodet, S.167
        °² ebenda S.162